Sonntag, 30. Oktober 2022

Oberammergau

Von Axel

Vom 28. September bis 1. Oktober 2022 waren meine Frau und ich in Oberammergau, denn wir hatten noch kurzfristig Karten für die Oberammergauer Passionsspiele 2022 ergattert, die eigentlich die Passionsspiele 2020 waren, verschoben allerdings um zwei Jahre wegen Corona. Wie wir später erfuhren war vor genau 100 Jahren, im Jahr 1920, genau dasselbe passiert, zu dieser Zeit wegen der Spanischen Grippe nach dem Ersten Weltkrieg.   

Oberammergau

Wir campierten auf einem komfortablen 4-Sterne-Campingplatz, dem Campingpark Oberammergau, 20 Minuten zu Fuß vom Ortskern und dem Passionstheater entfernt, also für uns sehr günstig gelegen, allerdings nicht ganz billig: € 50 pro Tag muß man schon hinlegen für einen Stellplatz mit zwei Erwachsenen, ohne Strom. Dafür war das Personal sehr freundlich und die Sanitäranlagen sehr sauber.

Passionstheater

 An diesem Mittwoch war spielfrei, so daß wir abends im Gasthaus zum Stern noch einen Tisch bekamen und uns Hirschgeschnetzeltes und ein Allgäuer Bier schmecken ließen. An Spieltagen wird die kleine Gemeinde von 6000 Besuchern überrannt und ganze Restaurants sind komplett ausgebucht oder wegen "geschlossener Gesellschaft" geschlossen. 

Das Gelübde
von 1633

Am Donnerstag morgens besuchten wir das Passionstheater und eine Ausstellung über die Geschichte der Passionsspiele im Foyer. 1633 begann alles, als die Pest in Oberammergau wütete und die Oberammergauer ein Gelübdge ablegten, alle zehn Jahre die Passionsspiele aufzuführen, was tatsächlich dazu führte, daß niemand mehr an der Pest starb. Die ersten Spiele fanden 1634 auf dem Friedhof statt und von da an gewann das Ganze Jahrzehnt für Jahrzehnt an Bedeutung. Die Besucherzahlen stiegen, Reiseveranstalter entdeckten das Event für sich und es kamen auch immer mehr Besucher aus dem Ausland, sogar aus den USA, so daß 1930 schließlich das Passionstheater erbaut wurde, in dem 6000 Besucher Tag für Tag mit einem Dach über dem Kopf die Passionsspiele erleben können.


Um 10:00 Uhr gab es eine 45minütige Einführung in die Passionsspiele von Frederik Mayet, einem der beiden Jesus-Darsteller, der seinerseits viel über die Geschichte der Passionsspiele erzählte, aber auch viel über eigene Erlebnisse und Erfahrungen oder die Bedeutung der Spiele für die Gemeinde, die ja mit über eintausend Laien-Darstellern diese Spiele sehr professionell aufführt. Wie ist es, zwanzig Minuten am Kreuz zu hängen, davon zehn Minuten lang "tot" ? Gar nicht so einfach, insbesondere wenn so wie jetzt die Temperaturen draussen einstellig werden.

Abends im Passionstheater


 Am nächsten Tag begannen die Spiele dann um 13:30 Uhr und wir bekamen Rochus Rückel als Jesus zu sehen, begleitet von hunderten von Darstellern, darunter auch Kinder, einem großen Chor, einem Orchester und einigen Tieren, sowie vielen "lebenden Bildern", die immer dann gezeigt wurden, wenn der Chor seinen Auftritt hatte. Um 16:00 Uhr war Pause bis 19:00 Uhr, die wir in unserem Wohnmobil verbrachten, dann folgte die zweite Hälfte bis 22:45 Uhr.

Die Aufführung zeigt die letzten Tage im Leben Jesu und ist dabei in zwölf Szenen unterteilt. Das Passionsspiel beginnt mit dem Einzug in Jerusalem und erzählt die Passionsgeschichte über die Tempelreinigung und das Abendmahl bis hin zur Kreuzigung und endet mit der Auferstehung. Jeder Szene ist ein Auftritt des Chores mit einem Lebenden Bild (Tableau vivant – Darstellung von Gemälden durch lebende Personen) voran gestellt. Die Lebenden Bilder sind betrachtend-deutende, von Orchester und Chor begleitete, typologische Bezüge zum Alten Testament. Als Andachtsbilder bieten sie Raum zum Innehalten und zur Reflexion so z.B. die Vertreibung aus dem Paradies, Das goldene Kalb, Israels Durchzug durch das Rote Meer (https://www.passionsspiele-oberammergau.de/de/spiel/spiel)

Passionsspiele Oberammergau: Gott ist nicht tot | ZEIT ONLINE Tempelreinigung

 

Spiel vom Leiden, Sterben und Auferstehen unseres Herrn Jesus Christus –  Passionstheater Oberammergau – Christian Stückl inszeniert die  Leidensgeschichte Jesu als packenden Politthriller   Vertreibung aus dem Paradies

Am Samstag, den 1. Oktober 2022, traten wir gleich wieder die Heimreise an, denn das Wetter war die ganze Zeit kühl und regnerisch gewesen, besonders hier im Allgäu, und eine Besserung war nicht in Sicht.