von Axel
Die erste Hälfte unserer diesjährigen Herbst-Wanderferien verbrachten wir in Campill, im Ladinischen Lungiarü genannt ( 1398 m ), in der Pension Otles (***), die noch etwas ausserhalb auf 1527 m Höhe liegt, am unteren Ende des Mühlentals ( „Val di Morins“ ). 8 historische Mühlen konnte man dort besichtigen, bis im Sommer dieses Jahres eine gewaltige Mure ins Tal abging und zwei der Mühlen zerstörte.
Lungiarü |
Lungiarü liegt in einem kleinen Tal unterhalb des Peitlerkofels, parallel zum Gardertal. Die erste Hälfte der Fahrt dorthin zu Freunden, die in Zolling bei Freising wohnen, verlief problemlos, die 330 km lange Fahrt am nächsten Tag eher stockend, bis wir den Grossraum München verlassen hatten.
Am Freitag, den 6.9., unternahmen wir unsere erste Wanderung direkt von der Pension aus, zunächst dem „Weilerweg“ folgend. Weiler werden hier „Les Viles“ genannt.
Ein Weiler im Campill-Tal |
Die "Viles" sind kleine Wohnsiedlungen, die nach bestimmten Malßstäben und Mustern errichtet wurden, und die zwei unterschiedliche Lebensweisen vereinten: den von den Römern eingeführten offeneren und gesellschaftsfreundlicheren Modus mit dem geschlossenen und isolierten Typus des rätischen und bajuwarischen Volksstammes. Man vermutet, dass die "Vila" ursprünglich nur aus einem Familiennukleus bestand und sich mit der Zeit durch die Angliederung anderer Familien ausgebreitet habe.
Kunst am Wegesrand |
Jede
Familie besitzt zwei voneinander getrennte Gebäude: die "čiasa"
(Haus), mit der eigentlichen Wohnung im oberen Stock und mit dem
Keller, der Speisekammer und der Werkstätte im Erdgeschoss. Ein Steg
verbindet oft das erst genannte Gebäude mit der danebenliegenden
"majun" (Heuschuppen). Der Stall bildet das Erdgeschoss der
"majun", während sich oberhalb der eigentliche
Heuschober befindet ("table") mit einem Balkon, der als
Trockenraum dient. Besondere Aufmerksamkeit soll man den
Verzierungsschnitzereien schenken, oft antiker und symbolischer
Herkunft, die als uneigentümliche Elemente zu betrachten sind, da
die Holzschnitzerei nicht typisch für die antike Gadertaler Kultur
ist.
Vaciara-Alm |
Das wichtigste Merkmal der "Viles" ist die
gemeinsame Nutzung von Pfaden und Plätzen, Brunnen, Tränken und
Backöfen. Zudem gibt es den alten Brauch, gemeinsam viele Arbeiten
durchzuführen,
wie zum Beispiel der Bau eines neuen
Heuschuppens. Man muss den Viles, vor allem im sozialen Bereich,
große Bedeutung zuteilen. Sie bilden nicht nur eine Häusergruppe,
sondern auch eine Gemeinschaft, die auf Solidarität und
Brüderlichkeit basiert, wo Mensch und Umwelt noch im Gleichgewicht
leben.
(Diese Infos über "Viles" habe ich der Info-Mappe der Pension Odles entnommen.)
Abstieg über eine Mure |
An einem Parkplatz verließen wir dann den Weilerweg und stiegen auf über den Weg Nr. 9 zur Üttia Vaciara ( 2090 m ). Nach einer Mittagsrast ging es ein kurzes Stück weiter auf einem Wanderweg rund um den Peitlerkofel, bevor wir dann steil abstiegen Richtung Mühlental.
Herbstzeitlosen-Blütenpracht |
Der Wirt unserer Pension hatte uns schon berichtet, dass hier der Weg von o.g. Mure verschüttet worden war. Entsprechende Warnschilder kündeten dann auch von der Sperrung dieser Wege, die aber in den letzten Tagen von einem Bagger provisorisch wieder hergerichtet wurden. Der Wirt von der Vaciara-Hütte berichtete uns, dass er mit dem Baggerfahrer gesprochen hatte und der Weg wieder passierbar sei, weswegen wir den Abstieg über diese Route wagen konnten. Wir erreichten die Mure, die in der Tat gewaltig war und weit ins Tal hinunter reichte. Unglaubliche Gesteins- und Erdmassen sind hier nach einem Gewitter ins Tal befördert wurden, dessen Hänge immer mehr Bäume verlieren, weil auch hier großflächig Fichten absterben.
Eine der Mühlen im Mühlen-Tal |
Die Mure war passierbar, ein Weg drüberplaniert worden, der allerdings sehr matschig war. Wir erreichten das Mühlental, sahen uns noch ein paar der verbliebenen Mühlen an und stiefelten dann zurück zu unserer Pension.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen