Sonntag, 5. Mai 2024

Mont Saint Michel 2024

02.05.-05.05.2024

 

von Alex

Und naß ging es auch die ganze Nacht weiter; es schüttete wie aus Kübeln, dazu Sturm und Gewitter, also ein richtiges Unwetter, das über Honfleur und unserem Campingplatz niederging.

Am Morgen hatte sich das Wetter allerdings wieder beruhigt und wir setzten unsere Fahrt Richtung Bretagne fort, natürlich nicht ohne einen weiteren Zwischenstopp in der Normandie einzulegen, am Mt. St. Michel. Für die Bretonen ist es heute noch schwer zu akzeptieren, dass dieser Felsen gerade noch so zur Normandie gehört und nicht, wie alle sonstigen großartigen Dinge, Sehenswürdig-keiten, Personen und Errungenschaften ebenfalls zur Bretagne!

 

Mont Saint Michel - 1 Jahr
nach seinem tausendjährigen Jubiläum

Diese Wahrzeichen Frankreichs ist einfach zu imposant, um nur daran vorbei zu fahren.

Diesmal hatten wir einen Stellplatz für 3 Nächte ziemlich nah an der Brücke gebucht. Hier muss man 11,50 € Eintritt pro Tag zahlen, wenn man in diesem Teil der kleinen “Ortschaft” ins Hotel oder auf den Campingplatz fahren will. Dafür ist der Stellplatz selbst recht günstig. Außerdem hatte Axel Eintrittskarten für das Kloster online reserviert, sodass wir diesmal auch das Herzstück von Mt. St. Michel besichtigen können. 

In den Gassen von Mont Saint Michel

 

Am Anreisetag spazierten wir am späten Nachmittag zum Mt. St. Michel, als bereits die Massen heimwärts strömten, was immer wieder ein Schauspiel ist. Wir sahen zahlreiche Wattwander-gruppen, die die Ebbe zu geführten Spaziergängen in der Bucht nutzten; einen “Strandkünstler”, der seine Botschaften, Ornamente und Bilder in den Sand zeichnete. Und natürlich waren auch wieder viele Möwen rund um den Felsen zu sehen und zu hören, zumal die Brutzeit begonnen hat. Wir schlenderten einige Zeit durch die Anlage, ließen uns treiben, machten Fotos, um dann gegen Abend in einem netten Restaurant direkt an unserem Campingplatz den Tag zu beschließen.

Dieser Turm am Mont Saint Michel
war mal eine Mühle

 

Die englische Führung im Kloster war für Freitag Nachmittag geplant.

So nutzten wir den Vormittag für allerlei Erledigungen, z.B. das Wohnmobil putzen, aufräumen, abwaschen, bloggen, und der Planung weiterer Etapen, inklusive eines lämgeren Aufenthalts auf dem Campingplatz Les Sables Blanc bei Concarneau, zu dem wir uns die Briefwahlunterlagen für die anstehende Kommunal- und Europaparlament-Wahl schicken lassen werden. 

Lichtspiele am Mont Saint Michel

 

Gegen Mittag machten wir uns dann auf den Weg über die Brücke, die früher mal ein Damm war. Da dieser aber dazu führte, dass die gesamte Bucht rund um den Felsen versandete, wurde der Damm abgerissen und eine Brücke zum Mt. St. Michel gebaut. Natürlich wurden wir auf dem Weg dorthin wieder einmal ziemlich nass. Das Wetter ist immer noch sehr wechselhaft und eher kühl, aber die sonnigen Stunden werden deutlich mehr. Es zogen immer wieder dunkle Wolken vorbei, dann aber klarte der Himmel wieder auf und präsentierte die Landschaft in atemberaubenden Lichtspielen.

Im Kreuzgang des Klosters

 

Sicherlich bedingt auch durch das Wetter, kam uns unser Ziel heute nicht ganz so überlaufen vor und so waren wir zügig durch alle Eintrittskontrollen des Klosters hindurch und pünktlich an dem Sammelplatz auf der Terrasse vor der Kirche der Abtei, wo uns eine freundliche, Englisch sprechende und gut verständliche Fremdenführerin in Empfang nahm und uns die nächsten 90 Minuten in die Geheimnisse des Mt. St. Michel einweihte.

Blick von der Ost-Terrasse des Klosters

 

Saint Michael

Die Gründung der Abtei soll auf eine Erscheinung des Bischofs von Avranches zurückgehen: 708 wurde er im Traum vom Erzengel Michael mehrfach zum Bau einer Kirche aufgefordert. Und so begann man mit der Errichtung eines Bauwerks, dessen Fertigstellung Hunderte von Jahren dauerte. Im 10. Jahrhundert siedelten sich schließlich die ersten Benediktiner in der Abtei an. Aus dem 10. Jahrhundert stammt etwa die Kirche Notre-Dame-sous-Terre, in der 996 die Hochzeit des Herzogs Richard II. mit Judith de Bretagne stattfand. Mit diesem Ereignis erlebte das Benediktinerkloster  einen lange dauernden Aufschwung, der von zahlreichen Baumaßnahmen begleitet war. Über 500 Jahre wurde an den Anlagen gearbeitet. Die Abtei wurde zu einer regelrechten Festung ausgebaut, die während der Hugenottenkriege allen Angriffen trotzte. Während der französischen Revolution wurde das Kloster aufgegeben und lange als Gefängnis genutzt. Seit den sechziger Jahren leben hier wieder einige Benediktiner und füllen die Klosteranlagen mit geistlichem Leben.

Über die Grand Rue, die einzige Straße der kleinen Gemeinde, nähert man sich der Abtei. Der dreistöckige Klosterkomplex wurde an der Nordseite der Insel errichtet und ist zugleich Unterbau der Abteikirche. Vom ehemaligen Vorratskeller und Almosenraum über den Salle de Chevalier, den Rittersaal, und den Salle d’hôtel, den Gastraum, gelangt man weiter durch den Komplex, erreicht den Kreuzgang, das Brunnenhaus, das Refektorium – und schließlich die Abteikirche  selbst. Sie schlägt einen architektonischen Bogen von der Frühromanik bis hin zur Spätgotik und war jahrhundertelang Ziel der Pilger, die hier den Reliquien des Heiligen Michael Ehre zollten. 

Über dieses Hamsterrad wurden früher
Lasten in das Kloster hochgezogen

 

Der Weg in das Kloster war in diesen Tagen allerdings schwierig: das Land 10 km entfernt (heute 500 m) und zwischen Kloster und Festland gab es viel Treibsand.

Die gesamte Anlage gehört heute dem französischen Staat und pro Jahren besuchen ca. 3,5 Mio Menschen dieses herrliche Wahrzeichen und seit 1979 sind sowohl der Klosterberg als auch die umgebende Bucht Teil des UNESCO-Welterbes. 

Stolzer Klosterbewohner

 

Die Führung war also sehr interessant und spannend und wir genossen diesen kulturellen Ausflug vom Mittelalter bis in die Gegenwart sehr.

Morgenstimmung am Mont Saint Michel

 

Am Abend steuerten wir wieder das nette Restaurant von gestern an, um mal wieder Muschel zu essen, wurden aber leider enttäuscht. Die Muschellieferungen waren wohl ausgeblieben. Also gab es den Fisch des Tages und einen Lammeintopf-beides wieder richtig lecker.

Aus der Ferne wirkt der
Mont Saint Michel noch beeindruckender

 

Am Samstag radelten wir bereits früh morgens zum Mt. St. Michel und erlebten den Klosterberg mal ganz ohne Touristenmassen. Axel gelangen viele schöne Bilder ganz ohne Menschen und der Berg verbreitet zu dieser frühen Stunde eine wunderschöne Stimmung.

Moulin de Moidrey

 

Als die ersten Touristenbusse über die Brücke angetuckert kamen, traten wir schon wieder den Rückweg an, besorgten uns in einer Brasserie Baguette und Brioche und genossen ein ausgiebiges und gemütliches Frühstück im Wohnmobil. Leider erlauben es die Temperaturen aktuell noch nicht im Freien zu sitzen. Über Mittag radelten wir dann zu eine Calvados Destillerie, wo wir umsonst den leckeren Schnaps probieren konnten und erstanden einen 2 Jahren alten, sehr apfeligen Brand, den Axel wegen einer heraufziehenden Ekältung sicher gut zum Desinfizieren ;-) gebrauchen kann.

Das Kloster mit dem goldenen Engel auf der Spitze

 

Für den Abend hatten wir in Beauvoir einen Tisch im Restaurant La Bisqu´in reserviert. Das Restaurant ist uns noch von unserem letzten Aufenthalt in sehr guter Erinnerung, denn hier gibt es hervorragende Miesmuscheln Normandie mit viel Calvados und Cidre. Und wir wurden auch diesmal nicht enttäuscht. Sowohl Essen als auch der Wein waren ganz hervorragend.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen