Mittwoch, 8. Mai 2024

Saint Malo

 

von Axel

Der Campingplatz bei Saint Malo befindet sich auf einer Halbinsel beim Stadtteil La Cité, in der Nähe des Mémorial 39-45, Festungsüberresten des Atlantik-Walls aus dem 2. Weltkrieg. Von hier hat man, wenige Schritte vom Campingplatz entfernt, einen herrlichen Ausblick über die Bucht von St. Malo. Den ersten Stellplatz ( Nr. 1 am Sanitärgebäude ) mußten wir wieder aufgeben, weil das Stromkabel zu kurz war. Dafür bekamen wir dann einen schönen großzügigen und ebenen Platz ( Nr. 79 ). 

Blick auf Saint Malo

 

Während meine Erkältung schon wieder auf dem Rückzug war begann Alex nun zu kränkeln mit dickem Kopf und Müdigkeit. Ich erkundete daher allein die Halbinsel und den beschaulichen Stadtteil La Cité; gegenüber an der Mündung der Rance liegt das bereits 1966 erbaute Gezeitenkraftwerk, das durch Tidenhub und die Strömung des Flusses 240 Megawatt Leistung erbringt und vierzig Jahre lang das größte Kraftwerk dieser Art weltweit war. Der Tidenhub ist hier gewaltig, an der Flußmündung bis zu 8 m, in der Bucht vor Saint Malo sogar bis zu 12 m. Die Stege zu den Piers für die Jachten in der Nähe der Halbinsel sind bei Flut fast waagerecht, bei Ebbe neigen sie sich schräg bis zu 12 Metern nach unten.

Jachthafen bei Flut

 

Jachthafen bei Ebbe

Es gefiel uns hier sofort sehr gut, weswegen wir eine zweitägige Verlängerung beschlossen, um Alex Ruhe zum Auskurieren zu geben und mehr Zeit zu haben alles zu erkunden. Wir mußten dafür dann aber den Stellplatz wechseln und bezogen am Dienstag die Nr. 146 sehr weit oben am Platz mit Blick aufs Meer und ebenfalls recht eben. Es gibt hier allerdings einige Plätze in steilem Gelände, bei dem auch normale Auffahrkeile nicht ausreichen, die blieben uns aber erspart. Der Campingplatz war gut ausgebucht, denn es steht ein weiteres verlängertes Wochenende bevor: Christi Himmelfahrt.

Frische Bretonische Austern zum Mittagessen

 

Am nächsten Tag ging es Alex allerdings auch schon deutlich besser und wir spazierten durch den Stadtteil La Cité. Es war wieder Ebbe und viele Boote in der Bucht lagen auf der Seite. Am Mittag ließen wir uns in einem der gemütlichen Lokale an der Promenade entlang der Bucht nieder und bestellten Austern mit Weißwein für je € 12,50. Vivre la France ! Oder besser: es lebe die Lebensart der Franzosen !

La Cité d'Alet

 

Erst am kommenden Tag, Dienstag, der 7.5., machten wir uns dann auf zum 3 km entfernten Innenstadtbereich von Saint Malo, der sich fast komplett auf der massiven Stadtmauer umrunden läßt. Im 2. Weltkrieg wurde die Stadt zu 85 % zerstört, dann zwischen 1945 und 1971 originalgetreu wieder aufgebaut. Respektable Leistung !

Auf der Festungsmauer von Saint Malo

 

Die Stadt ist von drei Seiten von Wasser umgeben, darin befinden sich Inselchen, teilweise mit Forts bebaut, die sich bei Ebbe trockenen Fußes erreichen lassen.

Nachdem wir die Stadt einmal umrundet hatten besorgten wir uns Sandwiches und was zu Trinken, bevor wir durch die Gassen des ältesten Teils von Saint Malo schlenderten. Die ältesten Häuser stammen aus dem 17. Jahrhundert, und es sind sogar ein paar der Holzfassaden übrig geblieben, die mehrere Brände und Zerstörungswellen überlebt haben. Hier wurde auch François-René de Châteaubriand 1768 geboren, der als einer der Begründer der literarischen Romantik in Frankreich gilt. 

Festungsmauer am Hotel de Ville

 

Wir besichtigten zudem noch die Kathedrale Saint Vincent, ebenfalls restauriert und daher mit glasklar leuchtenden bunten Fenstern ausgestattet.

Am Nachmittag schlenderten wir zurück zum Campingplatz und legten die Füße hoch, während wir noch das schöne Sonnenwetter genossen, das uns heute vergönnt war.

Im ältesten Stadtteil von Saint Malo

 

Abendessen gab es bei The Globetrotter ganz in der Nähe, wo es hervorragende Currys zu essen gibt. Später schlenderten wir nochmal zum Aussichtspunkt am Mémorial 39-45 und sahen uns den Sonnenuntergang an.

Kirchenfenster in der Kathedrale Saint Vincent

 

Der Mittwoch begann sonnig, nebelig und recht warm. Die Sonne schaffte es nur langsam den Nebel zu vertreiben, denn es ging kein Wind, die Sicht blieb auch am Nachmittag eher trüb. Wir spazierten abermals nach Saint Malo und hinaus auf die Inseln Grand Bé und Petit Bé mit dem Fort darauf, die man bei Ebbe trockenen Fußes erreichen kann. 

Kreuzfahrtschiff vor den Toren von Saint Malo

 

Auf den Übergang zur Insel Petit Bé mußten wir noch einen Augenblick warten, bis der Steinweg dorthin nicht mehr überspült war. Viel mehr als das Fort, zwischen 1689 und 1697 erbaut von Sébastien Le Prestre de Vauban, interessierte uns aber ein Segelboot, das an der westlichen Spitze der kleinen Insel auf Felsen aufgelaufen war, die immer mehr zu Tage traten. Die kleine Yacht ragte schräg aus dem Wasser, der Bug zeigte gen Himmel, während der Besitzer aufgeregt darum herum paddelte und immer wieder Boote hielten, deren Besatzung gute Ratschläge herüber riefen. Daß jetzt immer mehr Menschen auf die kleine Insel spazierten und sich das Schauspiel ansahen machte die Lage sicher auch nicht einfacher für den unglücklichen Schiffer.

Axel und Alex in Saint Malo

 
Havariertes Schiff an der Insel Petit Bé

Da ist was schief gegangen !

 

Am Mittag spazierten wir in die Stadt zurück und besorgten uns Sandwiches und Getränke für eine Mittagspause auf einer Bank in der Sonne am südlichen Ausgang der Stadt. Eine Möwe wiederum beschloß, uns diese Mittagspause zu verderben, indem sie zu einem gezielten Luftangriff überging und uns mit weißlichen Hinterlassenschaften eindeckte. Glücklicherweise war eine Toilette in der Nähe, wo wir die übelste Verunreinigung entfernen konnten. Wir wollten noch eine Schifffahrt unternehmen durch die Bucht von Saint Malo, das 15-Uhr-Schiff war aber bereits ausgebucht. Also marschierten wir zurück zum Campingplatz und genossen einen ruhigen Nachmittag, bevor es abends nochmal zum Italiener Sarl L’Hortensia ging, bei dem wir vor drei Tagen frische Austern zum Mittagessen verspeist hatten, und bestellten Muscheln bzw. Tagiatelle mit Crevettes, Jakobsmuscheln und Calamari, dazu gab es einen Beaujolais.

Blick auf die Insel Petit Bé von Grand Bé aus

 

Zuvor hatten wir nochmal vom Aussichtspunkt aus zur Insel Petit Bé hinüber gespäht: die aufgelaufene Segeljacht war nicht mehr zu sehen, sie war wohl beim auflaufenden Wasser wieder freigekommen.

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