Dienstag, 4. Juni 2024

Locmariaquer und Port Belon

 

01.06.2024 - 03.06.2024

Von Alex

Ein kulinarisches Highlight, wenn man es denn mag, sind zweifelsohne die weltbesten Austern vom Belon. Daher hatten wir uns für zwei Nächte auf dem Campingplatz von Château de Belon eingebucht, das gleichzeitig eine Austernfarm direkt am Belon ist. Und weil Axel gerade den vierten Dupin-Krimi von Jean-Luc Bannalec "Bretonischer Stolz" liest, der hauptsächlich in Port de Belon spielt. 

Bänke vor dem Chateau de Belon
 

Der Belon mündet hier in Port Belon in den Atlantik und bietet wegen der Vermischung von Salz- und Süßwasser zusammen mit den extremen Gehzeiten beste Bedingungen für die Austernzucht. Hier werden vor allem die Huître Creuse, eine Auster mit stark gewölbter Bodenplatte und leicht gewölbtem, stark zerfurchtem Deckel, sowie die Huître Plate mit fast ebenem Deckel, gezüchtet. 

 

Degustation von Huitre Plates

Vor allem die Huître Plate (auch als Königin der Austern bezeichnet) vom Belon genießen weltweit großes Ansehen. Die Austern befinden sich für die Zucht in grobmaschigen Säcken aus Kunsttoff auf Stahltischen, die direkt im Fluss in den Gehzeitenzonen aufgestellt werden und bei Ebbe zu Fuß oder mit dem Traktor erreichbar sind. Bei Hochwasser stehen sie vollständig unter Wasser und nur lange Holzstecken, die noch aus dem Wasser ragen, lassen erkennen, dass sich dort Austernbänke befinden. In Europa kommen die meisten Austern tatsächlich aus Frankreich und gegessen werden sie roh und lebend, wer mag mit etwas Zitronensaft oder Vinaigrette. Sie werden zusammen mit dem in der Schale befindlichen Meerwasser nach dem Ablösen direkt aus der Schale geschlürft. Dazu trinkt man am besten den Muscadet de Sèvre-et-Mer sur Lie.

Austern-Tische im Belon

 

Und all das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Pointe de Kerpenhir

 

Doch vorher machten wir noch einen kurzen Abstecher zu dem Ort Locmariaquer, um von dort zum Pointe de Kerpenhir zu wandern, wo man einen gigantischen Blick auf die Einfahrt vom Atlantik in den Golf von Morbihan hat. Und wer nun meint diesen Namen schon einmal gehört zu haben liegt evt. nicht ganz falsch, denn in den Dupin Romanen heißt der Präfekt und Chef von Kommissar Dupin Locmariaquer. ( Übrigens gibt es in der Nähe von Pont-Aven auch einen Ort, der Bannalec heißt )

Locmariaquer

 

Wir fanden direkt am Orteingang, in der Nähe des umgefallenen Menhirs, einen geeigneten Parkplatz für unser WoMo und machten uns im Ort beim Tourismusbüro schlau, wie man am besten zu Fuß zum Pointe de Kerpenhir kommt. Und wie könnte es anders sein: auch hier führt der GR 34 direkt an der Küste zu dem bekannten Aussichtspunkt, den wir bei bestem Sommerwetter und nach einem kurzen Marsch erreichten, um wieder einmal völlig fasziniert auf den herrlichen Atlantik und die tolle Bretonische Küste zu schauen. Da es nach zwei Uhr war, als wir wieder in den Ort kamen, hatten alle Lokale für die Mittagspause geschlossen und so machten wir uns im WoMo einen kleinen Snack aus den Resten vom Vortag, bevor wir unsere Fahrt nach Port Belon fortsetzten.

Allein auf weiter Flur
auf dem Campingplatz des Chateau de Belon

 

Nachdem wir am Nachmittag dann auf dem sehr naturnahen und einfachen Campingplatz Château de Belon unser Wohnmobil geparkt hatten, marschierten wir direkt zum Château am Fluß, nahmen auf den Holzbänken oberhalb des Flusses im Sonnenschein Platz und ließen uns ganz in Ruhe frische Huître Plate und Huître Creuse und Muscadet schmecken. Das war sozusagen die Vorspeise. Zum Abendessen zogen wir dann ein paar Meter weiter zu Chez Jacky, das einzige Restaurant in Port Belon, wo wir einen tollen Tisch mit Blick auf die Austernbänke und den Fluß bekamen. Das nun folgende Abendessen bestand natürlich aus Fisch und Meeresfrüchten und einem dazu passenden Muscadet! Wer hier an der Bretonischen Küste keinen Fisch oder Meeresfrüchte mag, ist ziemlich aufgeschmissen, denn die Speisekarten der Restaurants hier bestehen zumeist ausschließlich aus Fischgerichten. 

Bei Chez Jacky

 

Der nächste Tag, warm und sonnig, lud uns regelrecht zu einer Wanderung entlang der Küste ein. Wir hatten zunächst den Plan, auf dem GR 34 bis nach Pont Aven zu wandern, aber der Küstenweg dorthin ist durch die vielen Buchten und Windungen weitaus länger als der Weg über die Straßen und nicht an einem Tag zu schaffen.Wir peilten daher den winzigen Ort Rosbraz am Aven an in der Hoffnung, dort eine kleine Mittagspause einlegen zu können.

Unterwegs auf dem GR 34

 

Zwei Stunden lang folgten wir der rot-weißen Beschilderung des GR 34 immer entlang der malerischen Küste des Belon und Aven mit Blick auf den Atlantik, der sich heute in allen Blautönen zeigte, die man sich so vorstellen kann. Dazu die üppig und bunt blühende Vegetation der Küste und der Flußufer – einzigartig. Hier möchte man tatsächlich nicht mehr weg.

An der Atlantik-Mündung des Aven

 

Ein wenig ermüdet von dem warmen Wetter und dem fast alpinen Wanderweg hofften wir inständig, dass wir in Rosbraz eine Einkehrmöglichkeit vorfinden würden. Und siehe da: direkt am Fluß, klein, schnuckelig und ohne jeglichen Pomp oder Aufwand präsentierte sich das Bistro Rosbraz. 

Axel und Alex im Bistro Rosbraz

 

Übrigens auch das einzige weit und breit. Die Tische und Stühle aus Metall am Flußufer waren einfach und zusammengewürfelt und bei dem Schriftzug über der Eingangstür fehlten bereits einige Buchstaben. Egal, wir hatten Durst und Hunger. Sofort kam der Wirt zu uns an den Tisch und stellte zwei Tafeln vor uns hin, auf denen die Speisen des Tages aufgelistet waren. Axel entschied sich für das Menü des Tages ohne genau zu wissen, was es da so im Einzelnen geben wird und ich bestellte Muschelrisotto. Das Essen war vom ersten bis zum letzten Bissen einzigartig gut, was man erstmal gar nicht vermutet hätte - also ein echter Geheimtipp! Axel kam nach dem ebenfalls vorzüglichen Nachtisch aus dem schwärmen gar nicht mehr raus und stellte später bei der Lektüre seines Dupin Krimis fest, dass sich in genau diesem Bistro Kommissar Dupin mit Freundin Claire zum Essen getroffen hat und Dupin seine allererste Auster probierte - wohl mit Erfolg. ( »Für Anfänger ein wenig Vinaigrette dazu«, sagt Claire in “Bretonischer Stolz” )

Port Belon

 

Apropos Auster: den Abschluß des Tages bildeten dann wieder frische Austern im Château de Belon bei Sonnenuntergang auf den rustikalen Holzbänken am Belon. Nirgendwo auf der Welt kriegt man sie so frisch und preiswert wie hier !

 

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