Mittwoch, 7. Februar 2024

Barossa Valley

 

von Alex

Barossa Valley ist sicher nicht das größte Weinanbaugebiet in Australien, aber das bekannteste. Sanfte Hügel, weites Land, das aber nur dort grün ist, wo die Weinberge stehen! Ansonsten ist es eine braune, trockene Gegend, die bestimmt ganz typisch ist für diese Region, für uns aber doch insgesamt eher etwas trostlos. Das Klima zur Zeit ist moderat: am Tag so um die 25 C und am Abend dann schon eher 17 C. Das wiederum ist ein großer Kontrast zu den Temperaturen in Adelaide, wo wir am Sonntag bei gut und gerne 38 C durch den Botanischen Garten geschlendert sind. Aber um Barossa Valley und den Wein hier zu erkunden aktuell ideale Temperaturen. 

Frühstück im Barossa Shiraz Estate

 

Mit dem Auto fuhren wir heute in den etwas größeren Ort Tanunda, nachdem wir den Menglers Outlook und Skulpturenpark besucht hatten. Der Ort ist sehr schnuckelig und sieht aus wie eine alte Westernstadt in den USA. Es gibt eine zentrale Straße, an der die Geschäfte, Lokale, Bars und die Turi-Info liegen. Dort erkundigten wir uns gleich mal nach Weinprobiermöglichkeiten. Die Dame dort war begeistert und nach einer viertel Stunde hatten wir eine Karte mit orange markierten Empfehlungen in der Hand, die gut und gerne für mehrere Wochen ununterbrochenes winetasting ausgereicht hätten.

 

Mengler Hill Lookout and Skulptur Park

Wir entschieden uns für die „Rotweinstraße“, die Krondorf Road, und machten dort gleich beim ersten Weingut halt, das man uns empfohlen hatte: Rockford Barossa. Laut Tourismus Info hätte man da auch zu Fuß hin gehen können. Wir entschieden uns fürs Auto und als wir vor Ort ankamen waren wir froh darum: es wäre, selbst für uns, eine Tageswanderung geworden!

Weinprobe bei Rockford Barossa Winery

 

In der Weinprobierstube war gar nicht sehr viel los und wir wurden sofort von einem sehr freundlichen und kompetenten jungen Mann angesprochen, der uns umgehend den ersten Wein kredenzte: einen 2022 Local Growers Semillon. Dabei handelt es sich um eine alte französische Sorte, vermutlich aus den Wäldern der Gironde. Sie ist dort im 16. Jahrhundert aufgetaucht. Eine DNA-Analyse bestätigte 2009 eine enge Verwandtschaft mit der Sorte Sauvignon Blanc. Sie gilt als eine besonders edle Weißweinsorte. Nun, wir waren begeistert und können das bestätigen: ausgewogen, feinherb, dennoch komplex erinnert er tatsächlich an einen guten Sauvignon Blanc. Der nächste Wein im Glas, ebenfalls ein Weißwein, war ein 2023 White Frontignac, der uns geschmacklich an einem frz. Muscadet erinnerte, den wir in Frankreich vorwiegend zu Fisch und Muscheln getrunken haben. Es ist ein Gelber Muskateller, eine sehr alte und hochwertige, weltweit verbreitete Weißweinsorte mit intensivem, komplexem Muskatbouquet. Dann gingen wir über zu den Rotweinen. Zunächst kosteten wir einen 2022 Frugal Farmer bestehend aus Grenache, Mataro und Alicante Bouschet. Grenache ist die fünfthäufigst angebaute Rotweinsorte der Welt mit einer geschätzten Rebfläche von mindestens 150.096 Hektar. In Frankreich heißt sie auch Grenache noire. 

"Josch", der Antrieb für die Weinpresse
aus dem 19. Jahrhundert

 

Mataro oder Monastrell ist eine Rotweinsorte, die vor allem in Spanien und Südfrankreich verbreitet ist, aber auch in Australien und Kalifornien angebaut wird. Ursprünglich stammt diese Rebsorte aus Spanien, wo sie früher vor allem Mataró genannt wurde und heute Monastrell heißt. Alicante Bouschet oder Alicante Henri Bouschet ist ebenfalls eine Rotweinsorte. Es handelt sich dabei um eine Neuzüchtung von Henri Bouschet aus dem Jahr 1855 aus Grenache und Petit Bouschet. Ein sehr leckerer, fruchtiger und eher leichter Wein, der uns ein wenig an einen Spätburgunder erinnerte.

Hierzu muss man noch wissen, dass in Barossa Valley die meisten Weine aus mehreren Rebsorten zusammengesetzt sind. Einen reinen Shiraz z.B. findet man eher selten ( und der von Rockfort Barossa war zur Zeit leider ausgetrunken ). Auch ist es hier üblich, gar nicht alle Weine selbst anzubauen, die man in die Flasche bringen will. Es gibt zahlreiche Winzer, die nur die Reben bearbeiten und die Trauben an Weingüter verkaufen, die daraus ihre Weine zusammenstellen. Das Rockford Weingut erwirtschaftet z.B. nur rund 14% seiner Weine selbst; der Rest wird dazu gekauft und verarbeitet, wobei die Zukäufe von verschiedenen Winzern aus unterschiedlichen Gegenden im Valley erfolgen. Die eigenen Weine erntet das Rockford Weingut ausschließlich mit der Hand und bei der Verarbeitung wird auf alte Verfahren, Maschinen und viel Zeit gesetzt.

Nun folgte noch ein 2020 Moppa Springs, sozusagen ein Cuvee aus Grenache, Mataro und Shiraz - ganz hervorragend. Hier spürte man schon den intensiven Ton des Shiraz. Als nächstes hatten wir einen 2020 Rod & Spur im Glas, ebenfalls ein Cuvee, diesmal aus Shiraz und Cabernet Sauvignon-edel, etwas schwerer und gehaltvoll - traumhaft gut (mein Favorit). Den vorläufigen Schluß bildete ein 2020 Rifle Range Cabernet Sauvignon, der tatsächlich nach der Lage des Weinbergs benannt ist und entlang der Rifle Range Road wächst. Er ist reichhaltig und hat einen erdigen Charakter, denn er wächst auf schwerem, schwarzen Tonboden – ein wunderbarer Wein, die Flasche für 65 $ (40 €).

Der endgültige Abschluß war ein Shiraz Schaumwein, auch sehr ansprechend !

Abendessen im Barossa Shiraz Estate

 

Und wer nun denkt, dass wir stockbesoffen waren, irrt: es gab jedesmal nur einen winzigen Schluck ins Glas, gerade genug, um den Wein zu erschmecken. Dafür war die Weinprobe und die zahlreichen Informationen unseres Gastgebers kostenlos. Und so ließen wir es uns nicht nehmen zwei Flaschen zu kaufen, von denen wir eine heute Abend auf unserer Terrasse mit Blick ins Barossa Valley zusammen mit Käse, Oliven und frischem Brot genießen werden: bloß kein Neid !

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