23.06.2024-25.06.2024
Von Alex
Nachdem wir unser WoMo mit frischem Wasser versorgt, das Grauwasser abgelassen und das Chemie-WC gereinigt hatten, alles Dinge, die in regelmäßigen Abständen erforderlich werden, ging es zunächst Richtung Menhir de Kerloas. Es ist der größte noch aufrecht stehende Menhir der Bretagne, der aktuell noch ca. 10 Meter misst. Die Spitze sieht aus als wäre sie in grauer Vorzeit abgeschlagen worden und außerdem weist der Menhir etwa in Bauchhöhe zwei deutlich sichtbare Beulen auf. Weder die gekappte Spitze, noch die Beulen und auch das Alter lassen sich abschließend erklären. Bei der Spitze glaubt man, dass ein Blitz den Menhir traf und bei dem Alter gehen die Schätzungen von 4.- 5.000 Jahren aus. Die Beulen – tja, da geht die Sage, dass es die stellen waren, wo sich jung Vermählte den Bauch vor der Hochzeitsnacht reiben mussten, um die Ehe nicht scheitern zu lassen – na dann: viel Erfolg!
Menhir de Kerloas |
Sozusagen im Herzen der Bretagne liegt der kleine Ort Huelgoat an einem schon vor Jahrhunderten für die Blei- und Silberbergwerke künstlich angelegten See. Huelgoat bedeutet Hochwald. Aber von dem ehemals weitläufigen Waldgebiet am Fuße des Monts d´Arrée ist nicht mehr sehr viel übrig. Ursprünglich war er sogar mal mit dem Forêt de Brocéliande verbunden (s. o.).
Huelgoat |
Unseren heutigen Stellplatz fanden wir auf dem Campingplatz Municipal du Lac fast direkt im Ort. Ein kleiner, einfacher Campingplatz, der dennoch alles hat, was man für zwei Übernachtungen benötigt. Der Ort wurde Axel von einem ehemaligen Kollegen empfohlen, da er sich gut als Ausgangspunkt für verschiedene Wanderungen eignet, was wir morgen ausprobieren werden.
Chaos du Molin |
Heute machten wir nur noch einen kurzen Spaziergang in den Ort um festzustellen, dass das Touribüro heute und morgen geschlossen hat und uns so bei der Auswahl der Wanderrouten nicht behilflich sein wird. Außerdem machten wir uns schlau, wann welches Restaurant geöffnet hat, damit wir morgen nach der Wanderung nicht vor verschlossen Türen verhungern ;-). Das ist nämlich ziemlich unterschiedlich und der gängige Ruhetag ist hier oft der Montag.
Ménage de la Vierge |
Bei der Anmeldung am Abend auf dem Campingplatz konnte Axel eine kleine Wanderkarte abfotographieren und so eine Route für den heutigen Tag festlegen. Das Wetter war prima und die Laune auch und so stiefelten wir in den Ort und starteten an der Chaos-Mühle einen Rund-wanderweg von ca. 6-7 km. Der Name Chaos du Molin leitet sich ab von den zahlreichen riesigen Gesteinsbrocken die rund um die Mühle herumliegen und so aussehen, als hätte ein Riese hier einfach mal ein paar “Kieselsteine” in die Landschaft geworfen. Am unteren Rand dieser Steinansammlungen liegt die Grotte du Diable-die Grotte des Teufels- in die Axel unbeschadet hinab und auch wieder heraus stieg. Ein Stück weiter des Weges konnte man dann den “Haushalt der heiligen Jungfrau” (Ménage de la Vierge) bestaunen-ebenfalls eine Ansammlung riesiger Granitblöcke, die nach Auffassung einiger Betrachter wie ein Kochtopf, eine Butterdose u.ä. aussehen. Also wir konnten da jetzt nichts besonderes erkennen!
Auf dem Weg zum Camp Artus |
Der Rundweg führte uns weiter auf einem lauschigen Waldweg durch einen sehr ansehnlichen Mischwald, der satt grün und gesund auf uns wirkte und neben Farnen und Fingerhut jede Menge Moose aufwies. So kamen wir zum Camp Artus, das allerdings nichts mit dem König Artus zu tun hat. Es handelt sich vielmehr um ein gallisches Oppidum (Stadt) aus der Zeit 56-51 v. Chr., das von einem Erd- und Steinwall umgeben ist. Uns hätte es jetzt nicht weiter gewundert, wenn zwischen den Bäumen Asterix und Obelix mit einem Hinkelstein aufgetaucht wären.
Camp d'Artus |
Auf dem Rückweg nach Huelgoat kehrten wir direkt unterhalb des Roche Tremblant in eine kleine Creperie ein, um unseren Durst mit zwei Gläsern Cidre zu löschen.
Roche Tremblant |
Bei dem Roche Tremblant (schwankender Fels) handelt es sich um einen 137 Tonnen schweren, rundlichen Granitblock, der so auf kleineren Felsen gelagert ist, dass eine Person ihn ins schwanken bringen kann. Und siehe da, als wir bereits auf dem Hinweg an dem Roche ankamen, versuchten einige Wanderer diesbezüglich ihr Glück-allerdings ohne Erfolg. Dann trat ein kleiner, dicklicher Mann vor, der sich mit dem Rücken geschickt unter dem Felsen postierte und durch kleine Bewegungen seiner Beine den Koloss ganz erheblich ins schwanken brachte. Das gleiche schaffte er einige Minuten später, in dem er mit nur einer Hand gegen eine Stelle des Felsens drückte und auch da fing der Granitblock an zu schwanken. Hätte der Mann einen weißen Rauschebart gehabt, hätte ich ihn glatt für Merlin gehalten. Und so wurden wir tatsächlich Zeuge des Wunders um den Roche Tremblant.
Felsen, Bäume, Moos - im Wald von Huelgoat |
Am Abend dann hatte Axel in dem einzig offenen Restaurant, dem Histoire sans Faim, einen Tisch für 19 Uhr reserviert, was auch gut war, denn das Lokal war nach kurzer Zeit voll besetzt.
Als Vorspeise gab es ein frisches hausgemachtes Fisch-Rillette für Alex, und eine besonders interessante Vorspeise für Axel: Blutwurst-Bananen-Spieß mit einer Bananen-Curry-Sauce. Der Hauptgang für uns beide waren Fischspieße Tariyaki mit einer Soja-Sesam-Soße, dazu asiatische Gemüse-Nudeln. Zum Nachtisch gab es einen Pfirsisch-Crumble.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen