Sonntag, 7. Juli 2024

Verdun

 

04.07.2024-06.07.2024

Von Alex

Man sagt: “Auch der längste Weg beginnt mit einem ersten Schritt” und “Auch die längste Reise geht einmal zu Ende”.

Statuten an der Festungsmauer
der Zitadelle von Verdun

Und ja, heute setzten wir unsere Heimreise fort, natürlich nicht ohne noch einen allerletzten, sehr geschichtsträchtigen Ort zu besuchen - Verdun an der Maas. Manchen wird der Name noch aus dem Geschichtsunterricht zum Thema 1. Weltkrieg ein Begriff sein.

Am Eingang der Citadelle Souterraine

 

Wir stellten unser WoMo auf dem recht netten Campingplatz Le Breuils ab und marschierten sogleich in die Stadt, um uns beim Tourismusbüro nach Touren und Führungen auf die Schlachtfelder rings um Verdun zu erkundigen, die es so allerdings nicht gab, zumindest nicht in englischer oder deutscher Sprache. Da die Wege dorthin einfach zu weit für uns waren entschieden wir uns am nächsten Tag für eine Führung in der Zitadelle von Verdun.

Mahnmal in der Stadt Verdun

 

Hier tobte nämlich 1916 eine zehnmonatige Materialschlacht um die Festung von Verdun. In weniger als einem Jahr starben 300.000 Soldaten, 400.000 wurden verwundet. Die Hauptschlacht endete am 19.12.1916, ohne dass sich der Frontverlauf wesentlich verändert hätte und der Krieg war damit auch noch lange nicht beendet. Erst am 11.11.1918 wurde der Waffenstillstand unterzeichnet, was einer bedingungslosen Kapitulation gleichkam. Was aber war passiert? 

Das ehemalige Offizierskasino in Verdun

 

Schon lange vor 1914 waren in Europa die Vorbereitungen für einen Krieg in vollem Gange. Zu dieser Zeit war Europa in zwei Blöcke gespalten: Die sog. Mittelmächte mit Deutschland, Österreich-Ungarn, Türkei, Bulgarien und Italien und auf der anderen Seite die “Alliierten” u.a. mit Frankreich, Russland, Großbritannien und Portugal. Es begann das Zeitalter des Imperialismus. Die europäischen Großmächte waren auf Eroberungen aus. Die Völker begannen aufzurüsten. 

Tour Chaussée in Verdun

 

Am 28.06.1914 kam es zum Attentat von Sarajevo; ein serbischer Student erschoss den Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich-Ungarn und seine Frau, was gemeinhin als Auslöser für den 1. Weltkrieg gilt. Österreich-Ungarn setzte nun auf gezielte Provokation von Serbien und erklärte im Juli 1914 Serbien den Krieg. Am 01.08.1914 erklärte das deutsche Reich Russland den Krieg. Deutsche Truppen griffen dann Frankreich an, verletzten die Neutralität von Belgien und Luxemburg, was dazu führte, dass Großbritannien in den Krieg eintrat-und schon sind wir mittendrin in der “Hölle von Verdun”, wie sie später von den Beteiligten genannt wurde.

Centre Mondial de la Paix,
des Libertés et des Droits de l'Homme und
die Kathedrale von Verdun
 

 

Altar in der
Kathedrale von Verdun

All das und noch viel mehr erfuhren wir heute bei einer sehr eindrucksvollen Besichtigung der Citadelle Souterraine. Diese sehr weitläufige unterirdische Zitadelle mit ihrem 7 km langen Tunnelnetz wurde bereits im 17. Jh. von dem Militärbaumeister Verbaun entworfen und 1838 vervollständigt. 1916 bauten die Franzosen schließlich die Zitadelle um zu einer geheimen Kommandozentrale, in der zeitweise bis zu 10.000 Soldaten untergebracht waren bevor sie auf die einzelnen Schlachtfelder an die Front geschickt wurden. Ein Teil dieses unterirdischen Bauwerks kann heute mittels einer audiovisuellen Tour in einem kleinen ferngelengten Zug sitzend erkundet werden. Man fährt ca. 30 Minuten durch die nur 10 Grad warmen Stollen während man autentisches Filmaterial und Animationen sieht und durch eine 3-D-Brille drei frz. Soldaten durch die Wirren diese Krieges und die Stollen der Zitadelle folgt. bis sich schließlich ihr Schicksal in den Wirren des Krieges erfüllt. Was bleibt sind zahllose, weiße namenlosen Kreuze auf endlosen Friedhöfen und die traurige Beisetzung eines unbekannten Soldaten stellvertretend für die vielen namenlosen Gefallenen: insgesamt verloren 10 Millionen Soldaten in diesem Krieg ihr Leben, 20 Millionen wurden verwundet, weitere 7 Millionen Opfer gab es unter der Zivilbevölkerung zu beklagen.

Wir waren sehr beeindruckt und ich fand diesen geschichtlichen Rückblick sehr interessant und wichtig – gegen das Vergessen!

Kirchenfenster in der Kathedrale von Verdun

 

Den Nachmittag verbrachten wir mit einem erneuten kleinen Streifzug durch die Stadt, die engen Gassen, entlang der Maas, hinauf zur Kathedrale Notre-Dame von Verdun, die im 1. Weltkrieg erstaunlicherweise nicht zerstört wurde, allerdings sieht man an den Außenwänden noch die Einschläge von Granatsplittern. Wir statteten auch dem Haus der Friedens (Centre Mondial de la Paix, des Libertés et des Droits de l'Homme) einen kurzen Besuch ab. Im Hof waren Bilder über den ukrainischen Krieg ausgestellt, und interessante Schautafeln über die Geschichte Deutschlands während und nach dem 1. Weltkrieg.

Dann erledigten wir noch einige Einkäufe regionaler Produkte für unser heutiges Abendessen, das wir wohl vor dem Fernseher einnehmen werden, während wir das Fußballspiel Deutschland-Spanien und später wohl auch Frankreich-Portugal verfolgen.

Morgen werden wir dann die restlichen 300 km ohne weiteren Zwischenstopp zurücklegen und dann versuchen uns wieder in den Mommenheimer Alltag einzufinden.

 

Donnerstag, 4. Juli 2024

Epernay 2024

 

02.07.2024-04.07.2024

Von Axel

Es zog uns mal wieder in die Champagner-Hochburg Epernay, wo wir vor zwei Jahren schon mal gewesen sind, um nochmal ein paar Champagner zu probieren.

Das Seine-Ufer bei Rouen

 

Auf dem langen Weg dorthin machten wir Zwischenstation in Rouen an der Seine, wo wir auf einem WoMo-Stellplatz an der Marina standen. Abends spazierten wir zu den Docks an der Seine, wo sich einige größere Lokalitäten aneinander reihen, und bestellten uns in einem der großen Food-Courts eine indische Platte mit allerlei gebackenen Leckereien, dazu indisches Naan-Brot mit Knoblauch, und an der Bar zwei Bier, während ringsum jede Menge französisches Fussball-Fans lange Zeit auf das erlösende Tor warten mußten, das dann ein Eigentor der Belgier wurde, und das Frankreich ins Viertelfinale der EM 2024 brachte. 

Die Unterschiede der verschiedenen Terroirs
in der Champagne, erklärt von Lucile vom
Champagner-Haus Proy-Goulard

 

Am nächsten Tag fuhren wir gleich weiter nach Epernay, nördlich an Paris vorbei, knapp 300 km in vier Stunden. Nach den ruhigen, beschaulichen Campingplätzen in der Bretagne hatte es uns im Hafen von Rouen nicht besonders gefallen: zu laut, zu chaotisch.

Turm des Champagner-Hauses
Champagne De Castellane

 

In Epernay bezogen wir einen Stellplatz auf dem Campingplatz, den wir schon kannten, und bekamen prompt denselben Stellplatz mit der Nummer 44; offensichtlich waren wir an der Rezeption noch im Computer gespeichert.

Am nächsten Tag wurden wir von einem Shuttle des Tourismusbüros um 10:15 Uhr am Campingplatz abgeholt und zu einem kleinen Champagner-Betrieb gefahren: Proy-Gulard, einem kleinen Familienbetrieb mit 8 ha Anbau-Fläche. Wir waren die einzigen Gäste dieses Besuchs eines lokalen Champagner-Betriebs, wie sie vom Tourismusbüro regelmäßig angeboten werden. Wir unterhielten uns ein Stündchen mit Lucile, der Chefin des Champagner-Betriebs, und probierten den Brut Tentation, der aus 40 % Pinot Noir, 40 % Pinot Meunier und 20 % Chardonnay besteht und zwei Jahre lang in der Flasche reift. Der schmeckte uns sehr gut: leicht und fruchtig. Anschließend brachte uns das Shuttle zurück zum Campingplatz samt Probier-Kiste, die wir vor Ort gekauft hatten.

 

Mittagessen bei Le Fleur De Sel

In der Avenue de
Champagne
groovt der Bär


Wir wollten im Blue Nautic Restaurant auf dem Campingplatz zu Mittag essen, aber leider hat es mittags geschlossen. Die nette Chefin Christine empfahl mir aber ihr zweites Restaurant in der Stadt, Le Fleur De Sel, das wohl von ihrem Mann betrieben wird. Dorthin lenkten wir unsere Schritte und wurden dort auch gut bedient. Nach einem Gläschen Champagner gab es Foi Gras, gefolgt von Lammkeule mit Kartoffelgratin; dazu paßte ein halbes Fläschen Cote de Rhone vorzüglich. Das Dessert bestand aus zwei Espressi und Creme Brulee für Madame und einem Schoko-Fondant mit Vanille-Eis für Monsieur. Der Chef des Hauses ließ es sich nicht nehmen mir einen französischen Cognac zu spendieren, nachdem ich Grüße von seiner Frau überbracht hatte – einen Meukow VS ( die Flasche mit dem schwarzen Panther ), an den ich mich genauso gewöhnen könnte wie an den bretonischen Eddu-Whisky.

Nach dem Mittagessen spazierten wir zum Tourismus-Büro, da wir von unserem letzten Besuch her wußten, daß man dort gratis Champagner probieren kann. Diesmal war Piot-Sévillano am Start und es gab zu probieren den “Le Rebelle”, bestehend zu 100 % aus Chardonnay ( der in der Berg-Region bei Reims wächst, wo üblicherweise Pinot Noir angebaut wird – daher der Name ) und das Cuvée Provocante, das aus 100 % Meunier besteht ( weswegen sich mir die Bezeichnung ‘Cuvée’ nicht ganz erschließt ).

 

160.000-Liter-Fass im Foyer von Mercier

 Weiter ging es die Avenue de Champagne entlang zu Mercier, wo wir für je 40 € pro Person eine Tour mit Tasting gebucht hatten. Zum Einstieg gab es den Brut Champagner zum Probieren, dann ging es mit dem Aufzug 30 Meter in die Tiefe zu einem lasergesteuerten Zug, der uns durch die 18 km langen Kellergänge von Mercier fuhr, die alle auf einer Ebene liegen. Eugène Mercier, der das Champagnerhaus 1858 gründete, war nicht nur ein genialer Unternehmer, sondern auch ein Marketing-Genie. Er gilt als der “Erfinder” der Champagner-Keller-Touren. Er ließ das seinerzeit größte Weinfass bauen, das 20 Tonnen wiegt, aus ungarischem Eichenholz besteht, 16 Jahre lang gefertig wurde und 160.000 Liter faßt, was einer Menge von 200.000 Flaschen entspricht. 1889 ließ Mercier dieses Fass mit 24 Ochsenpaaren nach Paris zur Weltausstellung transportieren, nachdem es 30 Jahre tatsächlich genutzt worden war. Dieses Faß ist in der Eingangshalle bei Mercier ausgestellt.

Champagner von Mercier

 

Nach der Fahrt durch die Kellergewölbe, die teilweise mit kunstvollen Reliefs verziert sind, gab es zwei weitere Champagner zum Probieren: den Mercier Blanc De Noir und den Mercier Brut Rosé. Von den dreien hat mir der einfache Brut am besten geschmeckt.

 

Mit einem Zug unterwegs in den Kellern
von Mercier

 

Nach diesem beeindruckenden Event machten wir uns auf den gut 3 km langen Rückweg zum Campingplatz.

 

Dienstag, 2. Juli 2024

Cancale

 

30.06.2024-01.07.2024

Von Alex

Statue der Austernwäscherinnen
vor der
Église Saint-Méen
Um die Heimreise so schön und interessant wie möglich zu gestalten, machten wir für eine Nacht Halt in Cancale, 14 km östlich von St. Malo, das wir bereits am Anfang unserer Reise besucht haben. Wir fanden einen netten Campingplatz namens Le Bois Pastel, der allerdings ein ganzes Stück außerhalb der Ortschaft lag. Aber da wir ja noch gut zu Fuß sind, machte das nicht soviel aus.

Nachdem wir die Anmeldeformalitäten erfüllt und das WoMo geparkt hatten, marschierten wir sogleich los Richtung Altstadt und Port de la Houle, um hier die weltberühmten Austern zu kosten.

Cancale war früher ein Hafen der Neufundlandfischer, die von hier nach Neufundland aufbrachen und meist über ein halbes Jahr auf See verbrachten um zu fischen.

Heute sind es die Austern und die Touristen, die die Haupteinnahmequellen des Ortes darstellen.

Hier werden sowohl die Huître creuse als auch die Huître Plate gezüchtet. In günstigen Jahren wurden hier bis zu 20.000 Tonnen Austern eingebracht. Das Ganze fand ein jähes Ende als 1920 fast der gesamte Austernbestand einer Pilzerkrankung zum Opfer viel. Man konnte allerdings glücklicherweise aus der Zucht im Golf von Morbihan Bestände erhalten und diese wieder in der Bucht von Mt.-St.-Michel ansiedeln. Der immense Tidenhub hier und der damit verbundene reichhaltige Planktongehalt des Wassers machten die Austern hier weltberühmt. Auf ca. 400 ha stehen aktuell die Austernbänke in der Bucht, die bei Ebbe auf fast schon gespenstische Weise aus dem milchig-türkisfarbenen Wasser auftauchen.

Austernbänke vor Cancale bei
ablaufendem Wasser

 

Am Hafen standen 8 kleine Austernstände der hieisigen Austernzüchter und boten frische Austern in allen Größen zur Verkostung an. Nicht weit davon entfernt konnte man ein Gläschen Muscadet erstehen und so setzten wir uns wie viele andere auch an die Hafenmole, ausgestattet mit je einem Glas Wein und einer Platte mit je 6 Huître Creuse und Huître Plate für schlappe 10,90€, wobei ich mittlerweile ein großer Freund der flachen und kleineren, leicht nussigen Huître Plate bin.

Bereit für die Austern-Verkostung

Die leeren Schalen flogen hier traditionell im großen Bogen auf den Strand, wo sich bereits einige ziemlich großer Haufen angesammelt hatte, sehr zum Vergnügen der Möwen, die sich an den Resten in den Austernschalen gütlich taten. Dabei hatten wir tatsächlich, wenn auch nicht sehr klar, aber dennoch gut erkennbar den Felsen von Mt. St. Michel im Blick und genossen mal wieder das schöne Leben in Frankreich – savoir-vivre!

Austernschalen am Strand von Cancale

 

Nach einem kleinen Bummel durch die Altstadt und einem letzten Blick auf die nun gut sichtbaren Austernbänke verabschiedeten wir uns schon wieder von Cancale, um morgen über Rouen in die Champagne aufzubrechen, wo wir in Epernay einen weiteren Zwischenstopp geplant haben, um uns den Abschied mit der ein oder anderern Champagner-Verkostung zu “versüßen”.

Blick auf Mont Saint-Michel
von Cancale aus