04.07.2024-06.07.2024
Von Alex
Man sagt: “Auch der längste Weg beginnt mit einem ersten Schritt” und “Auch die längste Reise geht einmal zu Ende”.
Statuten an der Festungsmauer der Zitadelle von Verdun |
Und ja, heute setzten wir unsere Heimreise fort, natürlich nicht ohne noch einen allerletzten, sehr geschichtsträchtigen Ort zu besuchen - Verdun an der Maas. Manchen wird der Name noch aus dem Geschichtsunterricht zum Thema 1. Weltkrieg ein Begriff sein.
Am Eingang der Citadelle Souterraine |
Wir stellten unser WoMo auf dem recht netten Campingplatz Le Breuils ab und marschierten sogleich in die Stadt, um uns beim Tourismusbüro nach Touren und Führungen auf die Schlachtfelder rings um Verdun zu erkundigen, die es so allerdings nicht gab, zumindest nicht in englischer oder deutscher Sprache. Da die Wege dorthin einfach zu weit für uns waren entschieden wir uns am nächsten Tag für eine Führung in der Zitadelle von Verdun.
Mahnmal in der Stadt Verdun |
Hier tobte nämlich 1916 eine zehnmonatige Materialschlacht um die Festung von Verdun. In weniger als einem Jahr starben 300.000 Soldaten, 400.000 wurden verwundet. Die Hauptschlacht endete am 19.12.1916, ohne dass sich der Frontverlauf wesentlich verändert hätte und der Krieg war damit auch noch lange nicht beendet. Erst am 11.11.1918 wurde der Waffenstillstand unterzeichnet, was einer bedingungslosen Kapitulation gleichkam. Was aber war passiert?
Das ehemalige Offizierskasino in Verdun |
Schon lange vor 1914 waren in Europa die Vorbereitungen für einen Krieg in vollem Gange. Zu dieser Zeit war Europa in zwei Blöcke gespalten: Die sog. Mittelmächte mit Deutschland, Österreich-Ungarn, Türkei, Bulgarien und Italien und auf der anderen Seite die “Alliierten” u.a. mit Frankreich, Russland, Großbritannien und Portugal. Es begann das Zeitalter des Imperialismus. Die europäischen Großmächte waren auf Eroberungen aus. Die Völker begannen aufzurüsten.
Tour Chaussée in Verdun |
Am 28.06.1914 kam es zum Attentat von Sarajevo; ein serbischer Student erschoss den Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich-Ungarn und seine Frau, was gemeinhin als Auslöser für den 1. Weltkrieg gilt. Österreich-Ungarn setzte nun auf gezielte Provokation von Serbien und erklärte im Juli 1914 Serbien den Krieg. Am 01.08.1914 erklärte das deutsche Reich Russland den Krieg. Deutsche Truppen griffen dann Frankreich an, verletzten die Neutralität von Belgien und Luxemburg, was dazu führte, dass Großbritannien in den Krieg eintrat-und schon sind wir mittendrin in der “Hölle von Verdun”, wie sie später von den Beteiligten genannt wurde.
Centre Mondial de la Paix, des Libertés et des Droits de l'Homme und die Kathedrale von Verdun | |
Altar in der Kathedrale von Verdun |
All das und noch viel mehr erfuhren wir heute bei einer sehr eindrucksvollen Besichtigung der Citadelle Souterraine. Diese sehr weitläufige unterirdische Zitadelle mit ihrem 7 km langen Tunnelnetz wurde bereits im 17. Jh. von dem Militärbaumeister Verbaun entworfen und 1838 vervollständigt. 1916 bauten die Franzosen schließlich die Zitadelle um zu einer geheimen Kommandozentrale, in der zeitweise bis zu 10.000 Soldaten untergebracht waren bevor sie auf die einzelnen Schlachtfelder an die Front geschickt wurden. Ein Teil dieses unterirdischen Bauwerks kann heute mittels einer audiovisuellen Tour in einem kleinen ferngelengten Zug sitzend erkundet werden. Man fährt ca. 30 Minuten durch die nur 10 Grad warmen Stollen während man autentisches Filmaterial und Animationen sieht und durch eine 3-D-Brille drei frz. Soldaten durch die Wirren diese Krieges und die Stollen der Zitadelle folgt. bis sich schließlich ihr Schicksal in den Wirren des Krieges erfüllt. Was bleibt sind zahllose, weiße namenlosen Kreuze auf endlosen Friedhöfen und die traurige Beisetzung eines unbekannten Soldaten stellvertretend für die vielen namenlosen Gefallenen: insgesamt verloren 10 Millionen Soldaten in diesem Krieg ihr Leben, 20 Millionen wurden verwundet, weitere 7 Millionen Opfer gab es unter der Zivilbevölkerung zu beklagen.
Wir waren sehr beeindruckt und ich fand diesen geschichtlichen Rückblick sehr interessant und wichtig – gegen das Vergessen!
Kirchenfenster in der Kathedrale von Verdun |
Den Nachmittag verbrachten wir mit einem erneuten kleinen Streifzug durch die Stadt, die engen Gassen, entlang der Maas, hinauf zur Kathedrale Notre-Dame von Verdun, die im 1. Weltkrieg erstaunlicherweise nicht zerstört wurde, allerdings sieht man an den Außenwänden noch die Einschläge von Granatsplittern. Wir statteten auch dem Haus der Friedens (Centre Mondial de la Paix, des Libertés et des Droits de l'Homme) einen kurzen Besuch ab. Im Hof waren Bilder über den ukrainischen Krieg ausgestellt, und interessante Schautafeln über die Geschichte Deutschlands während und nach dem 1. Weltkrieg.
Dann erledigten wir noch einige Einkäufe regionaler Produkte für unser heutiges Abendessen, das wir wohl vor dem Fernseher einnehmen werden, während wir das Fußballspiel Deutschland-Spanien und später wohl auch Frankreich-Portugal verfolgen.
Morgen werden wir dann die restlichen 300 km ohne weiteren Zwischenstopp zurücklegen und dann versuchen uns wieder in den Mommenheimer Alltag einzufinden.