Sonntag, 11. Mai 2025

Ravenna

 

8.5.2025 - 11.5.2025

von Axel

Von Mestre fuhren wir gut 2 Stunden mehr oder weniger an der Küste entlang ca. 130 km nach Süden nach Casal Borsetti, wo wir für drei Tage auf einem größeren Campingplatz verweilen wollten, um uns von dem etwas anstrengenden Venedig zu erholen.

Der Campingplatz war mäßig besucht, obwohl ein Wochenende bevorstand, und lag 250 m von der Adria-Küste entfernt. 

Mosaik in der Cappella Di S. Andrea

 

Ravenna, eine UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt wegen der zahlreichen sehr gut erhaltenen mehr als 1500 Jahre alten Mosaiken, lag 20 km entfernt. Wir erwogen zuerst mit dem Fahrrad dorthin zu radeln, wählten dann aber doch den Bus, da das Wetter unbeständig zu werden versprach und wir keine gute Radkarte auftreiben konnten.

Der Paschal-Kalender zur Berechnung
der Ostertag 532 - 626 n. Chr.

 

Der Bus kam pünktlich um 11:20 Uhr am nächsten Morgen und brachte uns in 40 Minuten zum Bahnhof in Ravenna. Von dort stiefelten wir zum Tourismusbüro und weiter zum Museo Arcivescovile, wo wir für 2 x € 12,50 Kombitickets erstanden, mit denen wir fünf der insgesamt acht Stätten besuchen konnten, in denen die beeindruckenden Mosaiken von Ravenna bewundert werden können.

Dom in Ravenna

 

Im Museo Arcivescovile befinden sich neben einigen Schaustücken, wie z.B. ein Oster-Kalender aus Marmor, mit dessen Hilfe für jedes Jahr die Osterfeiertage berechnet werden konnten, die Cappella Di S. Andrea, wo wir die ersten Mosaiken bestaunen konnten. Die von Bischof Petrus II unter Theoderich errichtete erzbischöfliche Kapelle ist die einzige Kapelle aus der frühchristlichen Epoche, die noch heute unversehrt geblieben ist. An die kreuzförmige Kapelle wurde ein Vestibül angebaut, das völlig mit Marmor und Mosaiken bedeckt ist, die die Verherrlichung Christi abbilden. Das Gewölbe des Vestibüls ist mit einem goldenen Himmel verziert, in dem 99 Vogelarten, einige davon typisch für Ravenna, dargestellt sind.

Deckenmosaik in der Battistero degli Ortodossi

 

Gleich daneben befindet sich Battistero degli Ortodossi. Diese Taufkapelle ist eines der ältesten Baudenkmäler von Ravenna. Sie wurde wahrscheinlich Anfang des 5. Jahrhunderts errichtet; die Dekorationen hingegen stammen aus den Lebzeiten von Bischof Neon (Mitte 5. Jh.). Der Innenraum dieses achteckigen Backsteinbaus zeigt Marmor- und Stuckarbeiten, wie auch Mosaike, die von der griechisch-römischen Kunst beeinflusst wurden. In der Mitte der Kuppel ist das Mosaik der Taufe Christi, umgeben von den 12 Aposteln. Darunter befindet sich ein Taufbecken, das ursprünglich mal ein römisches Bad gewesen sein mag, und in dem man vollends eintauchen konnte für die Taufe, wie auch Jesus es getan hat im Jordan.

Alabaster-Fenster umrahmt von Mosaiken
im Mausoleo Di Galia Placidia

Von dort wanderten wir weiter zur Basilicia Di S. Vitale, während es zu regnen begonnen hatte. Neben der Basilicia befindet sich das Mausoleo Di Galia Placidia, das wir zuerst besuchten. Galla Placidia, Schwester von Honorius, ließ dieses kleine Mausoleum um Mitte des 5. Jh. erbauen, dessen Grundriss einem lateinischen Kreuz entspricht. Es wurde jedoch nie als Begräbnisstätte benutzt, da die Kaiserin in Rom begraben wurde. Die schlichte Außenarchitektur des Gebäudes steht im Kontrast zum üppigen Innenmosaikdekor. Die zahllosen Sterne der Kuppel haben die Fantasie vieler Besucher angeregt, darunter des Jazzmusikers Cole Porter.

In der Basilicia Di S. Vitale

 

Die 548 n. Chr. geweihte Basilika gleich daneben zählt zu den wichtigsten frühchristlichen Monumenten in Italien. Der Einfluss der oströmischen Kunst spielt hier eine dominierende Rolle: Der Grundriss ist kein dreischiffiger, sondern der eines achteckigen Zentralbaues, der von einer Kuppel überwölbt wird. Der Blick des Betrachters wird vom hohen Raum und den prachtvollen Mosaiken der Apsis gefesselt, insbesondere von den Porträts des byzantinischen Kaiserpaares, Justinian und Theodora.

Christus auf dem Erdball
 

Nach soviel atemberaubender Architektur und Kunst gönnten wir uns erstmal eine Pause in einem nahegelegenen Café und spülten zwei Panninis mit zwei Corona-Bier herunter. Letzte Station unserer Mosaik-Tour war Basilica di S. Apollinare Nuovo. Von Theoderich im 6. Jh. neben seinem Palast erbaut, war die Basilika ursprünglich eine Pfalzkirche des arianischen Glaubens. Der Innenraum beherbergt die originalen Mosaike, die die Entwicklung der byzantinischen Wandmosaikkunst von der Epoche Theoderichs zur justinianischen Zeit beweisen. Die 26 unter Theoderich erstellten christologischen Szenen stehen sowohl für den größten Zyklus des Neuen Testaments als auch für die ältesten Mosaikpanelen, die aus der Vergangenheit erhalt geblieben sind.

 

Mosaik von Kaiserin Theodora

Hier wie auch an der Battistero degli Ortodossi und der Basilica di San Vitale sind auch runde Türme zu sehen, die an den schiefen Turm von Pisa erinnern, nur nicht ganz so schief sind.

Die Prozession der Heiligen in
der Basilica di S. Apollinare Nuovo

 

Dantes Grab
Bevor wir unsere Schritte zurück lenkten zum Bahnhof, wo uns der Bus der Linie 90 um 17:30 Uhr zurück nach Casal Borsetti bringen würde, statteten wir noch dem Grab von Dante Alighieri einen Besuch ab, ein italienischer Dichter, der mit der Göttlichen Komödie die altitalienische Sprache als Alternative zum Lateinischen in die Literatur einführte. 

Ein Abendessen in der Pizzeria beim Campingplatz beendete einen weiteren Tag in Italien voller bleibender Eindrücke und Erlebnissen.

Der nächste Tag sollte noch erlebnisreicher werden ! Wir wollten mit dem Fahrrad durch den Parco del Delta del Po radeln. Ich hatte bei der Rezeption des Campingplatzes eine rudimentäre Radwege-Karte bekommen und wir planten die Umrundung einer Lagune, von der ich irrtümlich annahm sie sei 25 km lang. Der Weg dorthin war 10 km lang und nach kurzem Suchen und Rücksprache mit anderen Fahrrad-Fahrern fanden wir den Weg dorthin auch ganz gut. Wir bogen dann nach rechts ab auf einen Damm, der durch die Lagune Richtung Comacchio führte und 6 km lang war. Dabei mußten wir durch Wolken von Moskitos radeln, bis es dann wieder an Land entspannter weiter ging. Wir konnten zahlreiche Flamingen beobachten, sowie Stelzenläufer, Ibise, Säbelschnäbler, Kolbenten, Schwarzkopfmöwen, Silbermöwen, und Nutrias. Wir näherten uns Comacchio und setzten dort mit einer Fähre über einen schmalen Kanal über. 

Typischer Radweg im Parco del Delta del Po

 

Nach einem Café ging es weiter, bis wir schließlich Mittagsrast einlegten und mitgebrachte Sandwiches verzehrten. Dabei bemerkte Alex, daß ihr Hinterreifen platt war. Also was halfs: wir montierten das Rad ab, entnahmen den Schlauch und untersuchten ihn im Wasser des Pos. Wir fanden auch das Leck, doch leider erwies sich das Reparaturset, das wir dabei hatten, als nicht mehr brauchbar: der Kleber war eingetrocknet. 

Flamingo im Parco del Delta del Po

 

So blieb uns nichts weiter übrig als weiter zu radeln und alle paar Kilometer das Rad wieder aufzupumpen. 

Fischerhütten in der Lagune

 

Der Weg zog und zog sich, die 25 km hatten wir längst hinter uns und als wir schließlich Google Maps überprüften zeigte sich mein Irrtum: unser Ziel Casalborsetti war noch über 30 km entfernt.

 

Nutria

An einer Brücke stoppten wir schließlich und Alex suchte per Handy nach einem Taxi. Sie wurde auch fündig und fand einen mit Mini-Van in Comacchio, der aber leiter kein Wort Englisch ( oder Deutsch ) sprach. Mit Hilfe eines anderen Autofahrers, den wir anhielten, Google Maps und Whatsapp konnten wir schließlich unsere Position übermitteln und gut 30 Minuten später war Marco  zur Stelle, lud unsere Fahrräder ein und fuhr uns zurück zu unserem Campingplatz, wobei wir nochmal einen Kanal per Rollschiff überqueren mußten. Ende gut alles gut waren wir nur € 100 ärmer geworden. Einen neuen Fahradschlauch und Reparaturkit konnten wir am nächsten Morgen gleich direkt im Campingplatz-Shop kaufen.

 

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