10.06.2025 – 12.06.2025
von Axel
Der schiefe Turm von Pisa war eine Bau-Panne, die die Stadt weltberühmt machte und ein italienisches Wahrzeichen schuf. Er weist eine erstaunliche Neigung von 3,9 Grad auf. Der 58 m hohe Turm, offiziell der Campanile des Doms, wurde in knapp 200 Jahren Bauzeit errichtet, neigte sich aber schon, als er 1372 enthüllt wurde. Im Lauf der Zeit nahm die Neigung, die durch eine Schicht instabilen Untergrunds verursacht wurde, dann konstant zu, bis dem Prozess durch ein Stabilisationsprojekt in den 1990er-Jahren schließlich Einhalt geboten wurde.
Der schiefe Turm von Pisa |
Die Bauarbeiten begannen 1173 unter der Aufsicht des Architekten Bonanno Pisano, doch seine Pläne gerieten im Nu zur Makulatur. Nur drei der sieben Etagen des Turms waren fertiggestellt, als sich der Baumeister gezwungen sah, die Bauarbeiten aufzugeben, da der Turm sich zu neigen begann. Die Arbeit wurde dann 1272 mit Kunsthandwerkern und Maurern fortgesetzt, die versuchten, die Fundamente abzustützen, was allerdings kläglich scheiterte. Sie bauten dennoch weiter, wobei sie die Neigung zu kompensieren versuchten, indem sie von den unteren Stockwerken gerade nach oben weiterbauten. Doch die Bauarbeiten mussten erneut ausgesetzt werden diesmal wegen eines Krieges. Das Bauwerk wurde schließlich erst in der zweiten Hälfte des 14. Jhs. fertiggestellt.
In den darauffolgenden 600 Jahren neigte sich der Turm dann weiter rund 1 mm pro Jahr. 1993 war er 4,47 m aus dem Lot, d. h. mehr als 5 Grad von der Vertikale entfernt.
Als Gegenmaßnahme wurden rund um die dritte Etage Stahlklammern angebracht und mit Hilfe von Stahlkabeln an den benachbarten Gebäuden verankert. Dieser Trick bewirkte, dass der Turm so blieb, wie er war, wobei Ingenieure eifrig begannen, die Erde unter dem nördlichen Fundamenten zu entfernen. Nachdem an die 70 t Erde abgetragen worden waren, sackte der Turm auf den Level, den er im 18. Jh. innegehabt hatte, was die Neigung um 43,8 cm korrigierte. Experten sind der Auffassung, dass dieser Kunstkniff das Bestehen des Turms in den nächsten rund 300 Jahren sicherstellt.
Blick vom schiefen Turm von Pisa |
Der Zutritt für den Aufstieg ist auf jeweils 45 Personen pro Einlass beschränkt.[1]
Der Dom von Pisa |
Ich war einer von ihnen am Dienstagabend, da die Wartezeiten für Kauf des Tickets und Einlass jetzt am Abend recht kurz waren und ich nutzte so den Umstand, dass wir schon früh in Pisa angekommen waren, da die Fahrt von Siena nach Pisa noch keine 1,5 Stunden gedauert hatte. Wir mußten zwar noch einkaufen, erreichten aber den Campingplatz vor 13:00 Uhr und suchten uns einen möglichst schattigen Stellplatz. Glücklicherweise sind hier grüne Planen aufgespannt, so daß die jetzt immer mehr zunehmende Hitze halbwegs gut zu ertragen ist. Hilfreich war auch der Swimmingpool, den wir alsbald aufsuchten, um uns abzukühlen. Erst gegen Abend machten wir uns auf den Weg zum schiefen Turm, der vom Campingplatz nach 20 Minuten Fußmarsch gut zu erreichen war.
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Im Dom von Pisa |
Als ich den Turm betrat, war schon unten durch die Neigung der Grundplatte ein Schwindelgefühl zu merken, wie wir es auch kennen, wenn es mal nicht gelingt, das Wohnmobil waagerecht aufzustellen; manchmal sind die Stellplätze so uneben, daß die Unterlegkeile nicht ausreichen. Der Turm ist innen hohl und am Gemäuer waren Metallkonstruktionen zu sehen, die wohl auch zur Stabilisierung des Turms angebracht wurden.
Axel auf dem schiefen Turm von Pisa |
Über ausgetretene Marmorstufen ging es dann auf die obere Plattform und von dort nochmal über eine schmale Wendeltreppe hinauf zum oberen Bereich, wo ringsum die Glocken hängen. Es bot sich eine gute Aussicht auf Pisa mit Stadion und Flughafen, im Hintergrund im Dunst waren Berge zu sehen.
Am Arno |
Mit dem Pisa-Ticket konnte ich dann auch noch das Innere des Doms besichtigen, der mit farbenprächtigen schwülstigen Gemälden an den Seitenwänden versehen war, einer vergoldeten Kassettendecke im Mittelschiff, einer auf elf Säulen ruhenden Kanzel, Statuen, Mosaiken, und dem Grab des ersten Dombaumeisters.
Später spazierten wir noch ein Stück weit in die Innenstadt und ließen uns in einer Fußgängerzone nieder zu Aperol, Bier und Panninis.
Arcturus und Sun, zwei 11 m hohe monumentale Bronzestatuen von Antonio Signorini |
Am nächsten Tag unternahmen wir am Morgen nochmal einen Spaziergang in die Stadt, durchstreiften die Gassen bis hinunter zum Arno, dem Fluß, der Pisa durchzieht, und bestaunten dort die teils aufwendig gestalteten Häuserfassaden, bevor Alex einen Friseur und ich den Campingplatz, wir beide dann später wieder den Swimmingpool aufsuchten.
Wer mit einem Forster-Wohnmobil unterwegs ist
sollte immer etwas Panzer-Tape dabei haben.
Heute nacht ist der Türgriff in der Mitte angebrochen.
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