Sonntag, 30. Juni 2024

Cap Fréhel

 

29.06.2024-30.06.2024

Von Axel

Unser Ziel war eigentlich Cancale gewesen, aber dann entdeckten wir das Cap Fréhel für uns und beschlossen eine Nacht hier auf dem Campingplatz Municipal du Cap Fréhel zu bleiben, ca. 3,5 km vom Cap entfernt, also eine gemütliche Wanderdistanz. Der Campingplatz war einfach und recht voll, die Rezeption geschlossen, aber wir fanden schnell einen Platz ganz vorne auf der trockenen Wiese am Zaun hinter dem kleinen Kinderspielplatz. Nachdem wir Tisch und Stühle aufgebaut hatten gab es erstmal einen kleinen Mittagslunch, bevor wir dann die Rucksäcke schulterten und mal wieder eine kurze Etappe auf dem GR 34 wanderten, die uns an der Steilküste entlang zu den zwei Leuchttürmen am Cap brachte, entlang einer atemberaubenden Szenerie auf türkisfarbenen Meerwasser, blühendem Heidekraut und Ginster, bizarren Felsen im Wasser und bis zu 75 m hohen Felswänden. 

Cap Fréhel

 

Der neue Leuchtturm wurde 1948 erbaut, Reste des alten, der 1944 von den Deutschen zerstört wurde, stehen gleich daneben. 145 Stufen führen hinauf auf eine Plattform, von der man die Aussicht genießen kann. 14 km ( auf dem GR 34 ) entfernt ragt das imposante Fort La Latte auf Felsen empor, vom Meer umspült, irgendwo dahinter kann man bei guter Sicht St. Malo sehen. Heute war es in diese Richtung eher trübe, obwohl die Sonne schien. Ein Wolkenband schob sich vom Land übers Meer, wir befanden uns gerade an der Grenze zum blauen Himmel; die Sicht in die andere Richtung - nach Westen – war recht gut.

Blick vom neuen Leuchtturm
auf den alten Leuchtturm

 

Das Cap an sich ist schon beeindruckend zu sehen, aber mit etwas Glück kann man hier Kolonien seltener Seevögel beobachten, und wir hatten das Glück, aber auch die Geduld und Zeit dafür. Während wir auf einem Felsen hockend eine im Wasser stehende Steinwand beobachteten, auf der Silbermöwen ihre Jungen groß zogen, entdeckten wir plötzlich in einer gegenüber liegenden Felswand ca. hundert Drei-Zehen-Möwen, die eng an die Wand geschmiegt nebeneinander ihre Nester behüteten und wohl dafür zu sorgen schienen, dass die Küken nicht in die Tiefe stürzten. Sie sind gut getarnt und man braucht tatsächlich Glück, das Wissen der Vogelbeobachter und Geduld, um sie zu erspähen. Tatsächlich waren wir durch Vogelbeobachter darauf aufmerksam geworden, die waghalsig auf eine Felsspitze geklettert waren, um die Kolonie zu beobachten. Wir waren froh, an unser Fernglas gedacht zu haben.

Kolonie brütender Drei-Zehen-Möwen

 

Und nachdem wir schon eine Weile dorthin gestarrt hatten sahen wir plötzlich die Trottellummen, die wie kleine Pinguine aussehen, direkt unterhalb am Felsen, der den Silbermöwen als Kinderstube diente. Anders als Pinguine können sie aber fliegen: immer wieder löste sich ein Vogel aus der Wand, glitt hinunter zur Meeroberfläche und schoß dann pfeilschnell mit wenigen Flügelschlägen darüber hinweg auf der Suche nach einem Fischfang.

Trottellummen

 

Wir verbachten viel Zeit dort, bevor wir dann dem Fussweg der Straße entlang zurück zum Campingplatz folgten. Die Rezeption war nun geöffnet und wir konnten uns ordentlich anmelden. Nebendran gab es einen kleinen Foodtruck, wo wir uns zwei Crepes zum Kaffee kauften. Den Abend verbachten wir mit der Zubereitung von Resten aus dem Kühlschrank: es gab Salat und Nudelauflauf. Und dann ab 21:00 gab’s dann noch das Achtelfinal-Spiel Deutschland – Dänemarkt, das wegen starkem Gewitter in Deutschland unterbrochen werden mußte. Das Wetter hier in der Bretagne ist momentan wohl deutlich besser als zu Hause, weswegen es uns gar nicht drängt, die Rückreise anzutreten.

Strand am Cap Fréhel

 

 

Perros-Guirec

 

27.06.2024-29.06.2024

von Alex

Axel wollte gern noch eine andere Stelle der Rosa Granitküste erkunden und so machten wir uns auf den Weg weiter nach Westen und stellten unser WoMo in Perros-Guirec auf dem Campingplatz Domaine de Trestraou ab. Der Platz liegt in unmittelbarer Nähe zum Strand und dem kleinen Yachthafen, der Strandpromenade und zahlreichen Bars und Restaurants, und dem GR 34, quasi unser “Leitweg” an der bretonischen Küste.

Am Plage de Trestraou

 

Am heutigen Donnerstag war das Wetter eher trüb und am Mittag setzte dann noch der nur in der Bretagne vorkommende feine Sprühregen ein, der einen aber in kürzester Zeit vollkommen durchnässt. Am Nachmittag unternahm Axel bei nunmehr besserem Wetter einen kurzen Spaziergang in die nähere Umgebung während ich mich im WoMo ausruhte. Nach den häufigen Ortswechseln der letzten Wochen brauchte ich mal eine Verschnaufpause. Am Abend kochte Axel dann den mehrfach erprobten und sehr leckeren Nudelauflauf im Omnia-Backöfchen und wir beschlossen den Tag gemütlich bei einem Kniffel Turnier im WoMo.

Rosa Felsen an der rosa Granitküste

 

Am heutigen Freitag zeigte sich der Himmel grau und trist. Dennoch setzten wir unseren Plan um, auf dem GR 34 an der Granitküste bis zum Phare de Mean-Ruz zu wandern. Der Küstenweg ist auch hier ganz herrlich und man hat ständig einen grandiosen Blick auf die riesigen Granitfelsen, die selbst bei dem trüben Wetter die rosa Farbe erahnen lassen. Die Küste ist schroff, die Strände steinig und im Gegensatz zu Plougrescant, das als wild romantisch, wenig besiedelt, naturnah und kaum touristisch erschlossen gelten kann, ist Perros-Guirec ein Touristenort mit entsprechender Infrastruktur, Bebauung und weitaus mehr Besuchern als Plougrescant. 

Bizarre Felsen an der rosa Granitküste

 

Die Aussichtspunkte hier waren dementsprechend gut besucht und am Leuchtturm Mean-Ruz lief zu allem Überfluss eine ziemlich große deutsche Reisegruppe herum, die es einem nicht gerade leicht machte in Ruhe die herrliche Natur ringsum zu genießen.

 

Am Phare de Mean Ruz


Wir setzten daher unser Weg fort und kehrten im nahegelegenen Plage de Saint-Guirec in das Strandhotel ein, um uns mit einem kleinen Imbiss aus Meeresfrüchten und Fisch zu stärken.

Felsen am Phare de Mean Ruz

 

Und siehe da, als wir nach dem Dessert und dem Kaffee wieder aufbrachen, schien die Sonne und die Rosa Granitküste zeigte sich von ihrer besten Seite. Die Felsen strahlten in einem zarten Rosa, das Meer leuchtete herrlich blau, wie der Himmel, und auch die Touristengruppen waren verschwunden. Nun tummelten sich nur noch einzelne Wanderer an den Aussichtspunkten und Axel machte quasi alle Bilder noch einmal-diesmal mit Sonne, Farben und ohne Menschen.

Felsen in Heide-Landschaft

 

Es fällt auch auf, dass hier alle Treppenstufen, Mauern, Sitzbänke etc. aus dem schönen rosa Granit gefertigt sind, und wenn der Stein glatt geschliffen ist, dann kann man die Farbe und Maserung noch viel besser erkennen. So gewannen wir einen weiteren, ganz anderen und neuen Eindruck von der Rosa Granitküste der Bretagne und man versteht immer besser, warum die Bretonen ihr Land so lieben und stolz darauf sind. 

Zurück am Plage de Trestraou

 

Den Abend beschlossen wir mit einem kleinen Abendessen in einem italienischen Restaurant an der Strandpromenade von Perros-Guirec, um dann morgen gut gestärkt die letzte Küstenetappe -nach Cancale- auf dieser Reise anzugehen, bevor wir den Rückweg nach Deutschland antreten müssen.

Donnerstag, 27. Juni 2024

Plougrescant

 

25.06.2024-27.06.2024

Von Axel

Vom Landesinnere fuhren wir wieder an die Küste – nach Norden zur rosa Granitküste. Zuvor spazierten wir nochmal in den Ort Huelgoat, um uns mit Baguette, Sandwiches und Süßteilchen zu versorgen. Dabei wurden uns 5,50 € zu viel abgebucht und als wir das reklamierten lösten wir einen komplizierten Rückerstattungs-Vorgang aus, denn die Kassiererin hatte keine Möglichkeit uns das zu viel gezahlte Geld auszuzahlen – der Kassenautomat gab das nicht her. Erst nach Einschalten einer zweiten Verkaufskraft, die mehrmals mit ihrem Chef telefonierte, konnte das Problem schließlich gelöst werden.

An der Côtes d'Armor bei Plougrescant

 

Wir fuhren nach Plougrescant und bezogen dort einen der wenigen verfügbaren Stellplätze auf dem 3-Sterne-Campingplatz Le Varlen; die meisten anderen Plätze waren mit Mobil-Homes vollgestellt, wie wir das schon oft beobachtet haben in Frankreich.

 

Unser Stellplatz bei Plougrescant

Wir hatten etwas Aussicht auf das Meer und sahen jede Menge Austernbänke, die aber kurze Zeit später verschwunden waren, als die Flut einsetzte. Ein erster Spaziergang zum Meer verschaffte uns einen ersten Eindruck von der beeindruckenden und bizarren Küsten-Landschaft hier. Zuvor war ich in den 2,5 km entfernten Ort zum Office de Tourisme geradelt, um uns eine Wanderkarte zu besorgen.

Am Abend grillten wir Thunfisch und Fischspießchen und tranken dazu einen leckeren Chablis.

Strand bei Pors Hir

 

Das Wetter wurde jetzt immer besser und wärmer, am nächsten Tag war keine Wolke am Himmel zu sehen. Wir wanderten einen 11 km langen Rundwanderweg, den Circuit Le Gouffre: zuerst dem GR 34 folgend, dann quer über die Halbinsel den Ort Plougrescant durchquerend und zur gegenüber liegenden Küste, dann auf dem GR 34 zurück zum Campingplatz.

Atemberaubende Küstenlandschaft
an der Côtes d'Armor

 

Wir waren noch kaum einen Kilometer weit gekommen, als der Strand bei Pors Hir uns zum Schwimmen verführte und wir uns mal wieder in die eiskalten Fluten des Atlantik wagten. So erfrischt ging es dann weiter bis zum Haus zwischen den Felsen bei Le Gouffre, dem am meisten fotografierten Fotomotiv in der Bretagne. Den Besitzer des Hauses schien das nicht zu beeindrucken: er hatte sein Auto direkt davor geparkt und man mußte als Fotograf schon ganz schön tricksen, um das störende Auto nicht mit aus Bild zu bekommen.

Das Haus zwischen den Felsen

 

Dennoch – die Küste bot zahlreiche beeindruckende Fotomotive and somit kamen wir nur langsam voran. Erst als es ins Landesinnere ging steigerte sich unsere Wandergeschwindigkeit. Im Ort Plougrescant kehrten wir in ein Lokal direkt gegenüber der gewaltigen Chapelle Saint-Gonery ein und genossen einen kühlen Cidre, dazu einen Salat “Ocean” mit Fisch-Rillette, Crevettes, Lachs und Sardellen. Weiter wanderten wir dann zur Ostküste der Landzunge und folgten dem GR 34 zurück zu unserem Campingplatz. Dabei waren wir beeindruckt von den Massen an Austernbänken, die jetzt bei Ebbe aus dem Wasser ragten und sich kilometerweit hinzogen. Traktoren fuhren zahlreich durch das seichte Wasser und überall arbeiteten Leute an den Austernbänken, was natürlich nur bei Ebbe möglich ist.

Austernbänke an der Côtes d'Armor

 

Nach einer Dusche spazierten wir am Abend nochmal den GR 34 ein Stück zurück zu einer Austern-Bar, wo wir die hiesigen Austern probieren wollten – leider vergeblich. Wir hatten übersehen, daß die Austern-Bar mittwochs geschlossen hatte. Also gab es ein einfaches Abendessen vor unserem WoMo, bevor am Abend ganz plötzlich Nebel aufzog und uns einhüllte.

 

Mittwoch, 26. Juni 2024

Huelgoat

 

23.06.2024-25.06.2024

Von Alex

Nachdem wir unser WoMo mit frischem Wasser versorgt, das Grauwasser abgelassen und das Chemie-WC gereinigt hatten, alles Dinge, die in regelmäßigen Abständen erforderlich werden, ging es zunächst Richtung Menhir de Kerloas. Es ist der größte noch aufrecht stehende Menhir der Bretagne, der aktuell noch ca. 10 Meter misst. Die Spitze sieht aus als wäre sie in grauer Vorzeit abgeschlagen worden und außerdem weist der Menhir etwa in Bauchhöhe zwei deutlich sichtbare Beulen auf. Weder die gekappte Spitze, noch die Beulen und auch das Alter lassen sich abschließend erklären. Bei der Spitze glaubt man, dass ein Blitz den Menhir traf und bei dem Alter gehen die Schätzungen von 4.- 5.000 Jahren aus. Die Beulen – tja, da geht die Sage, dass es die stellen waren, wo sich jung Vermählte den Bauch vor der Hochzeitsnacht reiben mussten, um die Ehe nicht scheitern zu lassen – na dann: viel Erfolg! 

Menhir de Kerloas

Sozusagen im Herzen der Bretagne liegt der kleine Ort Huelgoat an einem schon vor Jahrhunderten für die Blei- und Silberbergwerke künstlich angelegten See. Huelgoat bedeutet Hochwald. Aber von dem ehemals weitläufigen Waldgebiet am Fuße des Monts d´Arrée ist nicht mehr sehr viel übrig. Ursprünglich war er sogar mal mit dem Forêt de Brocéliande verbunden (s. o.).

Huelgoat

 

Unseren heutigen Stellplatz fanden wir auf dem Campingplatz Municipal du Lac fast direkt im Ort. Ein kleiner, einfacher Campingplatz, der dennoch alles hat, was man für zwei Übernachtungen benötigt. Der Ort wurde Axel von einem ehemaligen Kollegen empfohlen, da er sich gut als Ausgangspunkt für verschiedene Wanderungen eignet, was wir morgen ausprobieren werden.

 

Chaos du Molin

Heute machten wir nur noch einen kurzen Spaziergang in den Ort um festzustellen, dass das Touribüro heute und morgen geschlossen hat und uns so bei der Auswahl der Wanderrouten nicht behilflich sein wird. Außerdem machten wir uns schlau, wann welches Restaurant geöffnet hat, damit wir morgen nach der Wanderung nicht vor verschlossen Türen verhungern ;-). Das ist nämlich ziemlich unterschiedlich und der gängige Ruhetag ist hier oft der Montag.

Ménage de la Vierge

 

Bei der Anmeldung am Abend auf dem Campingplatz konnte Axel eine kleine Wanderkarte abfotographieren und so eine Route für den heutigen Tag festlegen. Das Wetter war prima und die Laune auch und so stiefelten wir in den Ort und starteten an der Chaos-Mühle einen Rund-wanderweg von ca. 6-7 km. Der Name Chaos du Molin leitet sich ab von den zahlreichen riesigen Gesteinsbrocken die rund um die Mühle herumliegen und so aussehen, als hätte ein Riese hier einfach mal ein paar “Kieselsteine” in die Landschaft geworfen. Am unteren Rand dieser Steinansammlungen liegt die Grotte du Diable-die Grotte des Teufels- in die Axel unbeschadet hinab und auch wieder heraus stieg. Ein Stück weiter des Weges konnte man dann den “Haushalt der heiligen Jungfrau” (Ménage de la Vierge) bestaunen-ebenfalls eine Ansammlung riesiger Granitblöcke, die nach Auffassung einiger Betrachter wie ein Kochtopf, eine Butterdose u.ä. aussehen. Also wir konnten da jetzt nichts besonderes erkennen! 

Auf dem Weg zum Camp Artus

 

Der Rundweg führte uns weiter auf einem lauschigen Waldweg durch einen sehr ansehnlichen Mischwald, der satt grün und gesund auf uns wirkte und neben Farnen und Fingerhut jede Menge Moose aufwies. So kamen wir zum Camp Artus, das allerdings nichts mit dem König Artus zu tun hat. Es handelt sich vielmehr um ein gallisches Oppidum (Stadt) aus der Zeit 56-51 v. Chr., das von einem Erd- und Steinwall umgeben ist. Uns hätte es jetzt nicht weiter gewundert, wenn zwischen den Bäumen Asterix und Obelix mit einem Hinkelstein aufgetaucht wären.

Camp d'Artus

 

Auf dem Rückweg nach Huelgoat kehrten wir direkt unterhalb des Roche Tremblant in eine kleine Creperie ein, um unseren Durst mit zwei Gläsern Cidre zu löschen.

Roche Tremblant

 

Bei dem Roche Tremblant (schwankender Fels) handelt es sich um einen 137 Tonnen schweren, rundlichen Granitblock, der so auf kleineren Felsen gelagert ist, dass eine Person ihn ins schwanken bringen kann. Und siehe da, als wir bereits auf dem Hinweg an dem Roche ankamen, versuchten einige Wanderer diesbezüglich ihr Glück-allerdings ohne Erfolg. Dann trat ein kleiner, dicklicher Mann vor, der sich mit dem Rücken geschickt unter dem Felsen postierte und durch kleine Bewegungen seiner Beine den Koloss ganz erheblich ins schwanken brachte. Das gleiche schaffte er einige Minuten später, in dem er mit nur einer Hand gegen eine Stelle des Felsens drückte und auch da fing der Granitblock an zu schwanken. Hätte der Mann einen weißen Rauschebart gehabt, hätte ich ihn glatt für Merlin gehalten. Und so wurden wir tatsächlich Zeuge des Wunders um den Roche Tremblant.

Felsen, Bäume, Moos - im Wald von Huelgoat

 

Am Abend dann hatte Axel in dem einzig offenen Restaurant, dem Histoire sans Faim, einen Tisch für 19 Uhr reserviert, was auch gut war, denn das Lokal war nach kurzer Zeit voll besetzt.

Als Vorspeise gab es ein frisches hausgemachtes Fisch-Rillette für Alex, und eine besonders interessante Vorspeise für Axel: Blutwurst-Bananen-Spieß mit einer Bananen-Curry-Sauce. Der Hauptgang für uns beide waren Fischspieße Tariyaki mit einer Soja-Sesam-Soße, dazu asiatische Gemüse-Nudeln. Zum Nachtisch gab es einen Pfirsisch-Crumble.

 

Brest

 

21.06.2024-23.06.2024

von Axel

Vom Pointe des Espagnols, der Spitze des oberen Fingers der “Drei-Finger-Halbinsel”, sind es nur 1,5 km bis Brest. Im Juli und August kann man von Le Fret mit der Fähre auch in wenigen Minuten hinüber fahren, mit dem Wohnmobil benötigten wir für die 70-km-Strecke gut eine Stunde.

Pont de Térénez

 

Dabei fuhren wir über die Pont de Térénez, einer gekrümmten Schrägseilbrücke über die Aulne, die 2011 eröffnet wurde und die erste Schrägseilbrücke Frankreichs mit einer in einer Kurve verlaufenden Straße war. Auf einem Rastplatz dahinter machten wir Mittagspause, bevor wir weiter fuhren nach Brest.

Dort bezogen wir für zwei Tage einen Stellplatz auf dem Campingplatz “Camping du Goulet”, nachdem ich mich nach den Busverbindungen nach Brest erkundigt hatte, denn der Platz liegt ein paar Kilometer vom Zentrum entfernt.

Festung von Brest

 

Am Abend, nach meinem Erkundungsgang zum Meer und der Bushaltestelle, begann es anhaltend zu regnen, in der Nacht aber hörte der Regen wieder auf und es folgte ein trockener Tag mit etwas Sonne und Bewölkung. Mit der Buslinie 2b fuhren wir 35 Minuten lang in die Innenstadt von Brest. Der Bus schien plötzlich technische Probleme zu haben, denn beim Bremsen ruckelte es sehr stark. Der Fahrer begann zu telefonieren, legte ein paar Stops ein, fummelte an seinem Bus herum, brachte uns dann aber doch wohlbehalten zur Endstation der Buslinie.

Hafen von Brest

 

Von dort spazierten wir zum Hafen, tranken dort einen Café, spazierten dann weiter über die Hebebrücke Pont de Recouvrance, die über den Fluss Penfeld führt. Auf der anderen Seite, gegenüber der mächtigen Festung, in der sich das nationale Marine-Museum befindet, steht der Turm Tanguy, den wir kostenfrei besichtigen konnten. Den zwölfminütigen Film in französisch ließen wir aus und stiegen hoch in die erste Etage, wo in Schaukästen mit liebevoll gestalteten Modellen Szenen aus der Geschichte von Brest dargestellt wurden, wie die Seeschlacht der Marie la Cordelière 1512, der Besuch von Napoleon Bonaparte oder des Königs von Siam ( weswegen die Einkaufsstrasse in Brest auch “Rue de Siam” heißt ). Wir stiegen noch ein Stockwerk höher, wo wir durch Fenster die Aussicht in alle Richtungen bewundern konnten.

Festung von Brest und Tour Tanguy

 

Dann spazierten wir weiter zum Jardin des Explorateurs (Garten der Entdecker), einem kleinen Park, der eine Sammlung von Pflanzen enthält, die von vier Entdeckern von ihren Seereisen mitgebracht und hier kultiviert wurden, unter anderem auch von Louis Antoine de Bougainville, dessen Name Botanikern ein Begriff sein sollte. Von hier hatten wir nochmals einen schönen Blick auf die Mündung des Penfeld mit der gegenüberliegenden Festung. Hier konnte man besonders gut erkennen, das Brest eine stark befestigte Stadt war, die vom Meer aus nur schwer einzunehmen war.

Modell einer geschichtlichen Szene
im Tour Tanguy


 

Wir spazierten zurück auf das linke Flußufer, durch die Rue de Siam und dann zurück zum Hafen, wo wir im Restaurant Au Bureau ein spätes Mittagessen einnahmen – hier gab es seit langem mal wieder Flammkuchen !

Flussmündung bei Brest

 

Als wir gegen 16:00 Uhr zur Bushaltestelle stiefelten gewahrten wir dort eine Strassensperrung. Von weiter oben aus der Stadt drang eine Geräuschkulisse zu uns, die auf eine Demo schließen ließ. Wir hatten zuvor schon viele bunt und ausgefallen gekleidete Leute mit bunten Fahnen bemerkt, die sich in der Stadt tummelten. Es erschien auch sogleich ein Mitarbeiter des Verkehrsbetriebs und informierte uns, daß hier vorest kein Bus kommen würde, wir sollten die Straßenbahn nehmen. Also marschierten wir wieder in die Innenstadt und mußten uns zweimal durch einen Zug von Demonstranten kämpfen, die offensichtlich entweder für freie Liebe oder ein freies Palästina demonstrierten, oder beides gleichzeitig. Wieder querten wir die Pont de Recouvrance und warteten auf der anderen Seite auf den Bus der Linie 2b, der dann schließlich nach einer dreiviertel Stunde kam. 

Pont de Recouvrance

 

Auf der Hinfahrt ein defekter Bus, auf der Rückfahrt Einschränkungen durch eine Demo – da fährt man einmal Bus !

 

Samstag, 22. Juni 2024

Camaret sur Mer

 

18.06.2024-21.06.2024

von Alex

Nun sind wir bereits die 9. Woche unterwegs und haben dennoch für die restlichen drei Wochen noch einige Ziele auf der Liste.

Das heutige Ziel heißt Camaret sur Mer und liegt auf der Presqu´île de Crozon, der “Drei-Finger Halbinsel” und quasi gegenüber von Brest.

Kriegsschiff in der Bucht von Brest
bei Sonnenuntergang

 

Hier stellten wir unser WoMo auf dem Campingplatz du Grand Large auf dem Platz Nr. 14 ab, mit ein klein wenig Ausblick auf die Bucht Anse de Camaret. Die Wahl fiel auf diesen Stellplatz, da er ganz in der Nähe vom Plage de Trez Rouz und auch fußläufig zum Hafen und dem Ort Camaret liegt.

Auf dem Weg nach Camaret-sur-Mer

 

Den Nachmittag verbrachten wir mit einem kleinen Spaziergang zum Strand, um dort zumindest mal die Füße in das immer noch kalte Wasser zu halten. Am Abend fabrizierte Axel wieder mal eine leckere Pizza a la Schlamuffe in unserem Omnia Backöfchen. Dazu gab es zum Abschluß des Tages ein Gläschen Rotwein aus dem Languedouc.

Das Wetter ist aktuell recht schön, mit vielen sonnigen Abschnitten, Schönwetterwolken und kaum Regen. Allerdings ist der Wind immer noch ziemlich frisch und teilweise auch recht stürmisch.

Camaret-sur-Mer

 

Heute wollten wir uns den Ort und Hafen von Camaret anschauen und wählten mal wieder den GR 34, um in den Ort zu gelangen.

Camaret war ehemals ein Fischereihafen für Langustenfischer, doch das ist bereits seit 1960 ohne Bedeutung für den Ort. Heutzutage lebt das Städtchen vorwiegend vom Tourismus, dem Yachthafen und einigen wenigen Fischern, die hier noch Taschenkrebse fangen. In der Bucht befinden sich auch einige Austernbänke und die hier gezüchteten Austern kann man direkt vor Ort in den Restaurants probieren.

Die Kapelle von Rocamadour neben dem
Tour Vauban

 

Wir schlenderten durch den kleinen Hafen, besahen uns den Schiffsfriedhof am Hafendamm Le Sillon und den dortigen Verteidigungsturm “Vauban” aus dem Jahr 1689. Der Vauban Turm wurde nach den Plänen des Militärarchitekten Sébastien Le Prestre Seigneur de Vauban im Auftrag von König Ludwig XIV. erbaut und ist ein Symbol der militärischen Verteidigung der Bucht von Brest.

Der Vauban Turm ist als einziges Bauwerk der Bretagne Teil des UNESCO Weltkulturerbes.

Schiffsfriedhof bei Camaret-sur-Mer

 

Gleich daneben steht die Kapelle von Rocamadour (Fels auf dem Wasser)-eine Kapelle auf dem Wasser. Bei Springflut verwandelt sich der Damm auf dem sie steht regelmäßig in eine Insel. Die Kapelle stammt aus dem Jahr 1527 und man sagt, dass der obere fehlende Teil des Glockenturms durch eine englische Kanonenkugel zerstört wurde.

Nach dieser kleinen Besichtigungstour ließen wir uns in einem der zahlreichen Lokale an der Hafenpromenade Quai Gustave Toudouze nieder, um uns Austern, Muscheln und Thunfisch schmecken zu lassen.

Den Nachmittag verbrachten wir mit schwimmen im Indoorpool des Campingplatzes - das Meer und der Wind sind einfach noch zu kalt- und Axel schaut gerade das Fußball-EM-Spiel Deutschland gegen Ungarn, bei dem es in der Halbzeit 1:0 für Deutschland steht.

Spektakulärer Sonnenuntergang
über der Bucht von Brest

 

Wie ich heute am Donnerstag, den 20.06.2024 berichten kann, hat die deutsche Nationalmannschaft mit Trainer Julian Nagelsmann die Partie mit 2:0 gewonnen und sich für das Achtelfinale der EM 2024 qualifiziert!

Tour du Gouin


 

Der heutige Donnerstag präsentierte sich mit schönem Sommerwetter und so verlängerten wir unseren Stellplatz um einen weiteren Tag, um eine Wanderung zu der Landzunge Pointe de Pen-Hir zu machen. Dafür wählten wir -wie immer hier an der Küste- den GR 34, der einfach herrlich zu laufen ist und immer wieder atemberaubende Ausblick auf Küste und Meer zulässt. 

 

Am Pointe de Pen-Hir

 

Zunächst ging es auf bereits bekannten Pfaden zum Hafen und zur Hafenpromenade von Camaret. Den Turm von Vauban ließen wir diesmal rechts liegen und wanderten in westlicher Richtung aus dem Ort heraus und standen schon bald vor einer weiteren kleinen Befestigungsanlage, dem Tour du Gouin, von denen es hier an der Küste sehr viele gibt. Genau wie das Memorial de la Bataille de L´Atlantique, an dem wir auf unserer Tour vorbei kamen, sind diese Bauwerke “Zeitzeugen” aus dem 2. Weltkrieg. Und immer wieder hatten wir einen tollen Blick auf das Meer, die Felsformationen und die Hafenstadt Brest. 

Die Menhire von Camaret-sur-Mer,
im Hintergrund die Ruine des Manoir Saint-Pol Roux

 

Nach gut 8 km hatten wir den äußersten Punkt erreicht und ließen die Weite des Ozeans auf uns wirken, bevor wir dann auf der Straße zurück marschierten, denn wir wollten uns noch das Feld der Megalithen anschauen. Die Formation der Steinreihen hier ist ca. 4500 Jahre alt und es wird behauptet, dass sie die Konstellation der Plejaden darstellen soll - wer´s glaubt! Zurück am Hafen von Camaret gab es einen kleinen Imbiss aus Galette und Cidre bevor wir dann am späten Nachmittag unser WoMo erreichten.

 

Mittwoch, 19. Juni 2024

Pointe du Raz & Douarnenez

16.06.2024-18.06.2024

 

Von Alex & Axel

Das Ende vom Ende der Welt war heute zunächst unser Ziel.

Da wir in der Nähe von Pointe du Raz keinen Stellplatz gefunden hatten, machten wir auf dem Weg nach Douarnenez einen Zwischenstopp und fuhren den Parkplatz vor dem Landschaftsschutzgebiet des Pointe du Raz an, der auch einen Teil extra nur für Wohnmobile hat, und stellten dort unser Womo für 8€ pro Tag ab, um diesen berühmten Abschnitt des Finistère zu erkunden.

Pointe du Raz

 

Glücklicherweise spielte das Wetter mit und so wanderten wir zunächst wieder den GR 34 an der Küste entlang, bis wir nach ca. 30 Minuten den westlichsten Punkt und das Kap Horn von Frankreich erreicht hatten. Nirgends sonst ragt die Bretagne soweit in den Atlantik hinaus wie hier. 

La Vieille und La Plate,
im Hintergrund die Île de Sein

 

Nun hatten wir von der Steilküste aus freien Blick auf die Leuchttürme La Vieille und La Plate und auf die Île de Sein, die herrlich im Sonnenschein leuchtete, und in dem vergangenen Jahrhundert viermal überflutet wurde. Hier bricht sich der Atlantik schäumend an der Kapspitze, den vorgelagerten Felsen und den unzählichen Untiefen-eine für die Schifffahrt enorm gefährliche Ecke. Und wegen vieler Schiffshavarien -u.a. auch mit Öltankern- in der Vergangenheit mit z.T. katastrophalen Auswirkungen auf die Strände und Küste, wurden bestimmte Schifffahrtsrouten komplett gesperrt.

Farbenspiel am Pointe du Raz

 

Heute war ein eher ruhiger Tag und die Wellen nur mäßig hoch, denn es wehte kaum Wind.

Im Winter dagegen kann der 33 m hohe Leuchtturm La Vielle schon mal bis zur mehr als der Hälfte seiner Höhe in Wellenbrechern verschwinden. Dafür hatten wir aber mal wieder ein einzigartiges Schauspiel an Farben zu bestaunen. Je nach Wolkendichte und Sonnenintensität leuchtete das Meer wieder in allen Blautönen, die die bretonische Farbskala so hergibt. Und dazu dann noch die herrliche Vegetation der Steilküste mit gelbem Ginster, pinkem Fingerhut, zarten weiß-rosa Waldreben, lila Heidekraut, grünem Farn und beigen Gräsern aller Arten, um nur einige zu nennen, und dazu dann der stahlblaue Himmel und das dunkelblaue oder türkisfarbene Meer-das kann man kaum beschreiben, das muss man gesehen haben!

Küste nördlich vom Pointe du Raz

 

Die üppige Vegetation hier ist übrigens dem Umstand zu verdanken, dass man das Gebiet um den Pointe du Raz schon vor Jahren zum Landschaftsschutzgebiet erklärt und große Teile eingezäunt und renaturiert hat. Auch die Autos hat man komplett auf den vorgelagerten Parkplatz verbannt, sodass man nur noch zu Fuß zur Spitze gelangt.

Das Ende vom Ende
der Welt

 

So verwundert es auch nicht, dass wir uns nach der ersten Runde am WoMo mit etwas Proviant eindeckten und eine zweite Runde starteten, um dann auf dem “Aussichtsplateau” gemütlich auf einem Felsen in der Sonne sitzend einen kleinen Mittagsimbiss zu verspeisen, ohne natürlich den Blick von den Wellen, der Île de Sein, den Segelschiffen und den Leuchttürmen abzuwenden.

Doch dann hieß es trotzdem Abschied nehmen und aufbrechen Richtung Douarnenez, unserem nächsten Ziel auf der Sizun Halbinsel.

Doch bevor wir richtig losgefahren waren machten wir schon wieder an einem beeindruckenden Strand, den wir bereits vom Pointe du Raz aus gesichtet hatten, einen kurzen Stopp, um den dortigen Surfern bei ihrem Ritt in den beachtlichen Wellen zuzuschauen.

Und so erreichten wir erst am späten Nachmittag unseren Stellplatz auf dem Campingplatz De Trezulien.

 

Surfer am Plage de la Baie des Trépassés

Am folgenden Tag spazierten wir los zur Erkundung von Douarnenez, das über vier Häfen verfügt: der Port De Plaisance unweit der kleinen Insel Ile Tristan, an dessen Nordufer auf einem Hügel ein Stadtteil liegt, den man auch “Klein-Marokko” nennt, den Port Rhu, wo sich ein Bootsmuseum befindet mit vielen Ausstellungs-Schiffen, der Port De Peche, der heute als Fischerei-Hafen dient und wo nachts um 23:00 Uhr die Hochsee-Trawler anlanden, und dem beschaulichen Port Du RosMeur, an dessen Kaimauer zahlreiche kleine Lokale auf Besucher warten.

Douarnenez

 

In den Gassen von
"Klein Marokko"

 

Am nächsten zum Campingplatz liegt der Port De Plaisance, den wir zuerst ansteuerten. Wir wanderten ein kurzes Stück auf dem GR 34 an zwei winzigen Stränden vorbei zur einem Friedhof, und bogen dann nach links ab in das “Klein Marokko” genannte Viertel, in dem es tatsächlich Gassen zwischen den Häusern gibt, die kaum schulterbreit sind. Weiter ging es nun auf dem GR 34 in südliche Richtung bis zur Fussgängerbrücke, die gegenüber der Ile Tristan über den Fluss führt, dann zum Port Rhu. Dort in einem Hafenlokal genannt “Pourquois pas?” machten wir Mittagspause bei Fish’n’Chips oder einem Fisch-Cassollee, bevor es weiter ging in das Stadtzentrum am rechten Flussufer. Über den Vieux Port Du Rosmeur und den Port De Peche kehrten wir zur Fussgängerbrücke und dem Bootsmuseum zurück. Eigentlich wollten wir uns die ausgestellten Schiffe dort genauer ansehen, aber ausgerechnet montags hatte das Museum geschlossen.

Port Du Rosmeur und Port de Peche

 

Gegen Mittag spazierten wir zu unserem Wohnmobil zurück, nicht ohne uns vorher in einer Boulangerie noch ein paar Kougin Amann zu kaufen, die angeblich hier in Douarnenez erfunden wurden. Wir hatten kaum die Stühle rausgestellt um unseren Kaffee zu trinken, als ein längerer Regenschauer einsetzte, und wir es vorzogen, uns in unsere fahrbare Behausung zurückzuziehen.